1. Letzter Rettungsversuch im Sommer bei den Schützen

    Der Pohler Schützenverein steht vor der Auflösung

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    POHLE (al). 56 Jahre nach seiner Gründung steht die Pohler Schützenvereinigung vor dem Ende. Die erst vierte Vorsitzende Ulrike Hoffmann sieht keinen anderen Ausweg mehr als die Auflösung. Es fehlen Jugendliche; die Trainingsbeteiligung der Erwachsenen lässt immer mehr nach; und jetzt kann sogar der Vorstand nicht mehr komplettiert werden. Hoffmann füllt in Personalunion als Vorsitzende, stellvertrtende Schießsportleiterin, Jugendwartin und Schriftführerin gleich vier Funktionen aus – "aus Liebe zum Verein und zum Schützenwesen". Doch jetzt hat sie resigniert: Die Jahreshauptversammlung wurde zum Debakel.

    Dass ihr bisheriger Stellvertreter Erich Fink und auch die zweite Kassiererin Anni Busse nicht mehr weitermachen wollten, war ihr zwar schon vor dem Termin bekannt geworden. Aber die umgehende Suche nach Nachfolgern blieb vergeblich. Selbst in der Versammlung fielen etliche Namen; aber nie war eine Bereitschaft zur Kandidatur vorhanden. Nur Kassenwart Gerd Bürgel kandidierte erneut sowie Hoffmanns Gatte Rainer als Schießsportleiter. "Zum Glück", ist sie ihrem Lebensgefährten dankbar: "Wir hätten doch sonst gar nicht mehr schießen können."

    Die seit 13 Jahren amtierende Vorsitzende kämpft schon länger gegen ein Phänomen, das offenbar nicht nur die Pohler Schießsportler trifft. Auch aus anderen Schützenvereinen weiß sie von ähnlichen Problemen: "Das tut schon sehr weh." Aber sie schätzt die Alternative ganz realistisch ein: "Ändert sich nichts, bleibt nur die Auflösung." Da hilft auch die dankbar angenommene Unterstützung von Achim Stemme aus dem benachbarten Schützenverein Hattendorf nichts. Er führt bereits für die Pohler die Statistiken und erledigt Meldungen an den Kreisschützenverband, da dieser fällige Zahlen auf elektronischem Wege verlangt und es dafür im Pohler Vorstand keinen Sachverstand gibt.

    In der Versammlung hat Hoffmann das drohende Vereinsende aufgezeigt. Schnell gab es einige kritische Stimmen, die sich dagegen wehrten: Es müsse sich eine Lösung finden; man könne die Gemeinschaft "doch nicht einfach sterben lassen", hieß es. Deshalb gibt es jetzt einen letzten Rettungsversuch. Kurz vor dem Sommer will Hoffmann eine außerordentliche Sitzung einberufen und erneut Vorstandswahlen ansetzen. Ändert sich nichts an den Lücken, "wird gleich anschließend ein Beschluss gefasst". Dann ist es zum Jahresende mit der örtlichen Schützentradition vorbei. Vorsorglich hat die Vorsitzende auch schon das im Mai übliche Königsschießen abgesagt. Das würde sie bei einem positiven Verlauf der weiteren Beratungen jedoch im Herbst nachholen. Falls nicht, dürfen Erich Fink und Anni Busse, die in der Versammlung mit Kreisverdienstnadeln in Silber und Bronze ausgezeichnet worden sind, für sich in Anspruch nehmen, die letzten Pohler Schützenkönige gewesen zu sein.

    Mit dem Vereinsende aber käme wohl auf die Gemeinde ein Problem zu. Laut Satzung fällt nämlich das Schützenhaus in kommunale Hand. "Ich habe das schon geprüft", erläutert Hoffmann, die vorübergehend daran dachte, den Verein nur ruhen zu lassen und das Heinz-Werdermann-Haus für gelegentliche Treffs zu nutzen. Es dürfte am Geld scheitern. Denn: "Wer soll wohl die laufenden Kosten tragen?"

    Foto: al

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