1. Schnaps, das war sein letztes Wort

    Immer mehr und immer jüngere Jugendliche und Kinder trinken Alkohol / Präventionsrat macht mobil

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    RINTELN (ste). Der Lenkungsausschuss des Rintelner Präventionsrates befasste sich jetzt mit der Frage, welche programmatische Ausrichtung der Präventionsrat in diesem Jahr haben soll. Und da war man sich, sensibilisiert durch Medienberichte und Daten des Statistischen Bundesamtes, schnell einig. "Wir werden uns mit aller Kraft gegen den ausufernden Alkoholmissbrauch von Kindern und Jugendlichen wenden", so Rintelns Erster Stadtrat Jörg Schröder, der gemeinsam mit dem Leiter des Polizeikommissariats Rinteln, Gerhard Bogorinsky, den Stufenplan des Präventionsrates vorstellte.

    Die Zahlen, die Schröder vorstellte, sprechen eine deutliche Sprache. Waren es im Jahr 2000 noch 9.500 Kinder, die nach Alkoholmissbrauch mit Vergiftungserscheinungen in die bundesdeutschen Krankenhäuser eingeliefert wurden, stieg die Zahl 2005 auf 19.400 Kinder. 62 Prozent davon waren Jungen, 38 Prozent Mädchen und 3.500 dieser Kinder waren zwischen zehn und 15 Jahren.

    Der Präventionsrat stellte sich daher die Frage, wie sich die Situation in Rinteln im Krankenhaus darstellt. Auch hier war eine massive Steigerung der Zahlen bis auf 24 Fälle im letzten Jahr zu verzeichnen; immerhin zwei pro Monat. Die Dunkelziffer dürfte weitaus höher liegen.

    Grund genug für den Präventionsrat, sich mit dem Jugendamt, der Stadt Rinteln, den Schulen, dem Kinderschutzbund, der Stadtjugendpflege, Vereinen, Kirchenvertretern und Vertretern von Krankenkassen zusammen zu setzen und einen Aktionsplan zu erarbeiten. Als besonderer gesellschaftlicher "Vorposten" konnte Hirschkuppen-Leiter Jürgen Kruska bestätigen, dass der Alkoholmissbrauch auf dem Vormarsch ist.

    Eine Nebenwirkung dieses Trends, so Bogorinsky, sei der Anstieg von gefährlichen Körperverletzungen. "Nicht die Zahl der Körperverletzungen steigt, sondern die Qualität!" Und das sei unter anderem auf die stark enthemmende Wirkung des Alkohols zurückzuführen.

    2007 waren elf Prozent aller Tatverdächtigen alkoholisierte Jugendliche; Tendenz steigend.

    Teilweise, so stellte der oberste Rintelner Ordnungshüter fest, würden sich Jugendliche regelrecht und vorsätzlich mit Alkhol "abschießen". Hatte Schnaps in der Gesellschaft bis vor wenigen Jahren noch eine stetig sinkende Bedeutung, so sei durch Einführung von Alko-Pops und durch Menschen mit Migrationshintergrund der Konsum wieder stark steigend.

    Der Präventionsrat wird sich daher in einer Aktionsgruppe zusammen setzen und ein Logo auf den Markt bringen, das in Verkaufsstellen von Alkohol für die Einhaltung des Jugendschutzgesetzes wirbt. Außerdem soll in den Vereinen und Institutionen der Jugendförderung Aufklärung betrieben werden. "Wir stellen fest", so Jörg Schröder, "dass Rauchen immer weniger Hipp ist; das wollen wir auch für den Konsum von Alkohol erreichen!"

    Durch gezielte Kontrollmaßnahmen soll außerdem auch repressiv gearbeitet werden. "Überall dort, wo exzessiv getrunken wird, werden wir versuchen zu kontrollieren", so Bogorinsky, der Jugendamtsmitarbeiter gerne bei solchen Kontrollen mit ins Boot nehmen will.

    Bezeichnend bei der Aktion 2008 sei es, dass alle Beteiligten mit einer großen Begeisterung mitmachen: "Zum 1. Mai soll unser Programm starten", war sich der Präventionsrat einig. Dann ist Vatertag und auch die Rintelner Messe beginnt. Erfahrungsgemäß wird an diesen Tagen besonders viel getrunken.Foto: ste

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