AUETAL-REHREN (tt). Es war wie nach einem schlechten Theaterspiel, kein zweiter Vorhang, keine Blumen für den Hauptdarsteller und kein Applaus der Zuschauer. Geradezu depremierend war die Stimmung in der Jahreshauptversammlung des Schützenvereins, als Bernd Wentzel als Vorsitzender endgültig seinen Hut nahm und die Bühne verließ. Er hatte seinen Schritt schon länger angekündigt und war sich auch der Tragweite bewusst, die sein Rücktritt auslösen würde.
Weit und breit ist kein Nachfolger zu sehen, der bereit ist, Verantwortung zu übernehmen. Wentzel hat es nicht verdient, in die Annalen des Schützenvereins einzugehen als Käpitän, der als erster das sinkende Schiff verlässt. Denn es ist Bernd Wentzel gewesen, der vor 10 Jahren das schlingernde Schiff Schützenverein vor dem Untergang rettete. Bernd Wentzel versuchte, den Verein attraktiv zu machen, er baute einen modernen Pistolenstand in der Hoffnung, junge Sportler zu finden, die den Verein in positive Schlagzeilen bringen und für Zulauf sorgen. Leider blieb dabei die Geselligkeit auf der Strecke. Viele Mitglieder zogen sich zurück oder zogen ihren Schützenrock für immer aus. Im nachhinein kreiden Kritiker dem Vorsitzenden an, dass er nicht schon vor Jahren den Zusammenschluss mit dem Turn- und Sportverein gesucht hat. Beide Vereine leben unter einem Dach und ein Zusammenschluss wäre jetzt die ideale Lösung für die Grünröcke. Doch der TuS wandelt inzwischen auf ganz anderen Pfaden und bereitet gerade die Fusion mit dem TSV Kathrinhagen vor. Der Vorsitzende des TuS, Dieter Grupe, hat das Thema mit den Schützen auch nicht mehr auf der Tagesordnung. "Wer soll für die Kosten und den Unterhalt der Schießanlagen aufkommen", winkt Grupe ab. Aber es gibt ja noch einen weiteren schießsporttreibenen Verein in Rehren, der gegen eine Zusammenarbeit nichts einzuwenden hätte. "Wir sind zu Gesprächen bereit", gibt der Vorsitzende auf Anfrage zu verstehen. In der Jahreshauptversammlung wurde die prekäre Situation auch dadurch deutlich, dass immer mehr Mitglieder den Verein verlassen. "Allein 29 Austritte im letzten Jahr", so der Schatzmeister Rainer Rodewald, der beim Zählen seiner "Lieben" nur noch auf 105 Mitglieder kommt.
Das sind zu viel, um zu "Sterben", aber auch zu wenig, um zu überleben. Rainer Rodewald muss das Herz bluten bei diesen Aussichten, denn er gehört zu den wenigen aktiven Schützen, die seit der Jugendzeit dem Verein die Treue halten und auch jetzt in der schwersten Stunde nach einer Lösung suchen. Doch derzeit stellt sich die Lage so dar, dass die 2. Vorsitzende Andrea Seiler die Amtsgeschäfte führen wird, Rainer Rodewald die Kasse verwaltet und Schießsportleiter Gert Kuhnt sich um die sportlichen Angelegenheiten kümmert. Für die Schriftführerin Gabi Kiers, die ebenfalls ihr Amt niederlegte, fand sich aus der Versammlung auch kein Ersatz. Ebenso ist der Vorstand weiterhin auf der Suche nach Stellvertretern für mehrere Ämter sowie nach einem Haus- und Gerätewart.
Man muss kein Prophet sein, der Vorhang wird nicht mehr hochgehen, wenn in einem halben Jahr kein neuer Vorsitzender gefunden wird. Foto: tt
Andrea Seiler muss als zweite Vorsitzende jetzt die Amtsgeschäfte führen.