RINTELN (km). Keinen außergewöhnlichen Anlass zur Besorgnis sieht Kriminalhauptkommisssar Uwe Steding, Leiter des Kriminalermittlungsdienstes bei der Rintelner Polizei, nach der Auswertung der Statistik für das Jahr 2007, die jetzt im Rahmen eines Pressegespräches präsentiert wurde. Die Gesamtzahl der bearbeiteten Fälle lag mit 2336 deutlich unter der des Vorjahres (2532). 1325 der Straftaten konnten aufgeklärt werden.
Der höchste Sachschaden enstand in Engern, wo der ehemalige "Lindenhof" niederbrannte.
60.000 Euro in Briefmarken erbeuteten unbekannte Einbrecher, die vor fast genau einem Jahr in der Nordstadt den Tresor einer Postfiliale aufflexten.
Zu den positiven Tendenzen in der Statistik zählen unter anderem die Tatsachen, dass "schwerer Diebstahl" nur noch 16,6 Prozent am Gesamtanteil der Straftaten darstelle und dass die Fälle von Vermögens- und Fälschungsdelikten um satte 27,69 Prozent zurück gegangen seien.
Insgesamt lasse sich feststellen, so der Tenor von Uwe Steding und Kommissariats-Leiter Gerhard Bogorinsky, dass die Bevölkerung im Bereich der Stadt Rinteln und der Gemeinde Auetal nach wie vor ruhig und sicher leben könne: "Rückläufiges Kriminalitätsaufkommen mit relativ hohem Sicherheitsniveau", so lautet das Fazit unterm Strich der zum Teil nur bedingt aussagekräftigen Jahreszahlen. Die besagen unter anderem, dass der Schwerpunkt der begangenen Taten nach wie vor im Bereich des Diebstahls liegt, gefolgt von den Vermögens- und Fälschungsdelikten - trotz des erheblichen Rückgangs gegenüber den letzten Jahren. Tatsache ist auch, dass unter den 1199 erfassten Tatverdächtigen 197 Kinder und Jugendliche registriert wurden
In Sachen "Rohheitsdelikte" - Raub, Körperverletzungs und Straftaten gegen die persönliche Freiheit - konnten die Ordnungshüter einen eigentlich erfreulichen Rückgang um über zehn Prozent (von 266 auf 239) konstatieren. Und auch die Anzahl der Körperverletzungen ging um exakt 16,92 Prozent auf 167 Taten zurück. Was die Statistik indessen nicht vermittelt: Die Hemmschwelle der Täter sei weiterhin im freien Fall, wie Gerhard Bogorinski feststellte. In etlichen Fällen seien gerade hilflosen Opfern erhebliche Verletzungen zugefügt worden. Und in fast allen Fällen spielt Alkohol eine maßgebliche Rolle.
Im Zusammenhang mit der Jugendkriminalität - zuletzt vermehrt in den Focus der Öffentlichkeit gerückt - ereigneten sich im letzten Jahr 239 Rohheitsdelikte, was einen Rückgang um 27 Fälle bedeutet.
Anteilmäßig treten die Minderjährigen in den "jugendtypischen" Delikten am häufigsten auf: Im Bereich der gefährlichen Körperverletzung auf Straßen, Wegen und Plätzen sind das rund 38 Prozent, bei Diebstahl unter erschwerenden Umständen 32 Prozent und bei der Sachbeschädigung 41 Prozent. Bei den Rohheitsdelikten standen neun von 39 ermittelten Jugendlichen unter Alkoholeinfluss (im Vorjahr waren das nur drei von 48), bei Sachbeschädigungen waren es fünf von 31.
Die Jugendsachbearbeitung der Polizei in Rinteln und Rehren wird vorwiegend von zwei Beamten abgewickelt, die für sich selbst den Anspruch haben, die Vorgänge mit Minderjährigen so schnell wie möglich zu erledigen. Hintergrund, heißt es in der Kriminal-Statistik, sei der viel zitierte Satz, dass "die Sanktion für eine Straftat auf dem Fuße folgen sollte". Derzeit könne festgestellt werden, dass die Bearbeitungsdauer eines normalen Vorganges rund zehn Arbeitstage dauere. Danach sei es dann Sache der Justiz, wie schnell die nötigen Schritte eingeleitet würden.
Während die allgemeine Statistik vielfach interpretationsbedürftig ist, sprechen die Zahlen im Bereich der spektakulären Fälle des vergangenen Jahres eine eindeutige Sprache. Auffällig ist die hohe Anzahl von Bränden: Gleich zehn Mal musste die Polizei ermitteln. Unter anderem brannte im Januar ein Düngemittellager in Krankenhagen aus (60.000 Euro Sachschaden). Der höchste Schaden (150.000 Euro) entstand bei einem Feuer in Engern, dessen Opfer der ehemalige "Lindenkrug" wurde. Die Ursache ist bislang immer noch nicht geklärt. Auch bei einem Feuer in einem italienischen Restaurant an der Mindener Straße entstand ein Sachschaden von rund 100.000 Euro. Einmal war die Polizei sogar selbst betroffen, als im Dezember Unbekannte auf dem Marktplatz einen Streifenwagen anzündeten.
Drei Mal musste die Rintelner Beamten bei Todesfällen ermitteln. Der spektakulärste ereignete sich im Februar, als ein 54-Jähriger in Hohenrode seine Ehefrau ermordete. Zwei weitere Tote wurden in der Weser und in den Sassenbergschem Kiesteichen gefunden. - Den "lukrativsten" Einbruch verübten Unbekannte im März in einer Rintelner Postfiliale: Die Täter erbeuteten dabei Briefmarken im Wert von 60.000 Euro. Gleich zwei Mal suchten Einbrecher eine Tischlerei im Auetal auf und richteten einen Schaden von insgesamt 40.000 Euro an.
Den Fall eines Einbruchs in ein Kinderbekleidungsgeschäft in der Innenstadt, bei dem Unbekannte im August Beute im Wert von rund 30.000 Euro abtransportierten, nahm Kommissariats-Leiter Gerhard Bogorinsky noch einmal zum Anlass, darauf hinzuweisen, wie wichtig die Unterstützung aus der Bevölkerung in derartigen Fällen für die Polizei sei. "Oftmals," so Bogorinsky, "melden sich Zeugen, die wichtige Hinweise geben könnten, einfach zu spät - oder gar nicht." Foto: km