BAD NENNDORF (ro) Oranger Freundetaumel in Nienburg. Eine Welle der Begeisterung schwappt dabei über die Weser - die Fans aus den Handballdörfer im Nordkreis träumen vom großen Clou in dieser Saison. Der Aufstieg in der Verbandsliga ist fünf Spieltage vor Saisonschluss wieder aus eigener Kraft möglich. Die HSG Schaumburg Nord jagt nach dem 31:30-Erfolg bei der HG Nienburg nun allein den Spitzenreiter SV Aue Liebenau. Zum Gipfeltreffen kommt es am 5. April in Liebenau. Die HSG scheint gerüstet - die Spieler haben innerlich inzwischen das Rüstzeug für den Sprung auf die niedersächsische Handballebene.
Diese neue Stabilität trägt einen Namen: Tomacz Czerwinski. Der torgefährliche Linkshänder ist in der Landesliga mit seiner großen Erfahrung gold wert. Er ist abgezockt, zeigt keinerlei Nerven, hat seine Emotionen auch in harten Zweikämpfen inzwischen gut im Griff. Vor allen Dingen knallt er die Strafwürfe eiskalt ins Netz und hat in spielentscheidenden Momenten die Ruhe zum entscheidenden Torwurf.
Mehr und mehr zeigt auch Trainer Claas Wittenberg aus welchen Holz er geschnitzt ist. Klare Ansprachen an die Mannschaft und er besitzt auch das Rückgrat die "Korsettstangen" auch einmal durchspielen zu lassen.
Diese Beharrlichkeit zahlte sich in Nienburg aus. Mit Andre Steege und Frank Hilbig stehen neben Czerwinski noch zwei Cracks parat die ein Spiel lesen und mit ihren Impulsen in die richtigen Bahnen lenken können.
Nicht zu vergessen auch Jan Juretzka, ein echtes Schlitzohr auf der linken Außenbahn und ein Tempobolzer. Zwischen diesen Säulen findet auch Florian Günzl zu spielstarker Konstanz. Noch immer bringt sich Felix Lattwesen durch immensen Eigendruck in brenzlige Situationen. Er muss einfach lernen seine Wurfstärke gepaart mit seiner Körpergröße effektive ins Spiel einzubinden. Defensiv ist er die Schwachstelle der HSG.
Dabei hat er mit Gardemaß die "nötige Reichweite" um viel stabilisieren zu können. Leider sehen viele Aktionen dadurch ungelenk aus und führen zu Zeitstrafen. Zu oft sucht er im Blickkontakt auch die Schuld bei seinen Nebenspielern.
In Drucksituationen hat er auch offensiv immer wieder mal schnell einen Fehlpaß auf der Liste stehen. Sein Leistungsvermögen scheint bei weitem noch nicht ausgereizt. Diesen Rohdiamanten muss Wittenberg noch schleifen.
In Nienburg zeigte die HSG eine Top-Leistung. Allerdings gab es eine gravierende Schwachstelle. Eine Fünf-Tore-Führung gab die Crew nach der 42. Minute binnen zwei Minuten wieder zum 22:23-Anschlusstreffer ab. Die HSG zeigte in dieser Phase merklich Nervosität.
Vor über 600 Zuschauern drohte in der ausverkauften Meerbach-Halle die Partie zu kippen. Einmal mehr zeigte Czerwinski seine Schlitzohrigkeit: Einen Fehlpaß eroberte er zurück und erzielte wieder eine 26:25-Führung. Es entwickelte sich ein echter Krimi in der Endphase.
Neben Czerwinski zeigte auch Juretzka seine Abgebufftheit mit trickreichen Treffern von der Außenposition. Nach dem 31:30-Erfolg feierten 130 mitgereiste HSG-Fans, alle in Vereinstrikots gekleidet, die Spieler frenetisch.
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