1. Der Künstler, der in Bildern denkt

    Wilhelm-Busch-Forscher Hans Ries referiert im Wiedensahler Geburthaus

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    Wiedensahl (ro). Die kurioseste Neuigkeit aus dem Leben des Wilhelm Busch (1832 – 1908) erfuhren die Besucher ganz zum Schluss: nach den Recherchen von Dr. h. c. Hans Ries war der Zeichner und Maler, Dichter und Denker in seinen wichtigsten Münchner Jahren (1859 - 1863) auf den Hund gekommen sei. Einen Dackel soll er in der Bayern-Metropole regelmäßig Gassi geführt haben.

    Gerhard Dreyer (v.li.), Hans Ries und Rudolf Meyer.

    Doch schon zuvor in seinem Referat über das Verhältnis von Bildern und Texten im umfangreichen Bildergeschichten-Oeuvre hatte der "Wilhelm-Busch-Experte schlechthin" wie ihn Rudolf Meyer als Vorsitzender des Förderkreises Wilhelm Busch Wiedensahl (WBW) auf der Diele des Geburtshauses begrüßt hatte, immer wieder für überraschende Einsichten gesorgt, die das über erwarten zahlreich erschienene Publikum mit zustimmenden Kopfnicken oder genüsslichem Schmunzeln goutiert hatte.

    Ries, der bereits vor mehr als 25 Jahren vor Ort in Wiedensahl vor allem unterstützt vom damaligen Bürgermeister Gerhard Dreyer für sein dreibändiges mehr als 2700 Seiten umfassendes und zusammen mehr als 25 Pfund wiegendes Standardwerk zu den Bildergeschichten Buschs geforscht hatte, zeigte sich sichtlich gerührt vom Ort: "Diesem Haus verdanken wir alles", setzte er gleich zu Beginn seiner Ausführungen ein Ausrufezeichen.

    Auch wenn Wilhelm Busch sein künstlerisches Werk mit Texten begonnen ("ein Sonett") und beschlossen (Die Gedichte in "Zu guter Letzt" und "Schein und Sein") hatte, so sei er doch zeitlebens ein Autor gewesen, "der in Bildern denkt". Er habe seine Gedanken mit schnellem Strich gezeichnet und später die Texte hinzugefügt.

    Die erzählten oftmals eine Parallelgeschichte oder von Nebenschauplätzen, die sich in den Zeichnungen nicht widerspiegelten. Es gebe eine stetige Wechselbeziehung zwischen Bildern und Worten, die den Betrachter und Leser immer wieder dazu zwinge, genau hinzuschauen.

    Obwohl es ihm immer wieder zu geschrieben werde, habe Buschs Karriere bei den "Münchner Bilderbögen" im Jahre 1860 damit begonnen, das er das "Naturgeschichtliche ABC", das von dem damaligen Detmolder Studenten Friedrich Karl Adam stamme, spiegelbildlich auf die hölzernen Druckstöcke übertragen habe. Es war laut Ries "das erste Nonsensgedicht" in deutscher Sprache.

    Schon ein Jahr später legte Wilhelm Busch mit "Das Rabennest" als Zeichner und Texter den Grundstein für seine Weltkarriere, die im Jahr 1865 mit "Max und Moritz" einen Millionenseller hervorbrachte. Aus dem gleichen Jahr datiert auch "Das Wannenbad", das ganz ohne Worte und dazu ohne spektakuläre Zwischenfälle auskommt.

    Aus dem Jahre 1869 stammt mit "Schnurrdiburr oder die Bienen" das Werk, das dank des von Aurike(l) beschriebenen Rosenblattes als das Fanal gilt, das Busch zum "Vater des Comic" macht. Im Jahr darauf gibt es im "Heiligen Antonius von Padua" zwei Stimmen aus den Wolken, die hinein geschoben in das Bild zum Töten auffordern. 30 Jahre später gab es dann in den USA die ersten Sprechblasen in gezeichneten Geschichten. All diese und noch viel mehr Beispiele belegte Hans Ries mit den projizierten Bildern.

    Lang anhaltender, warmherziger Beifall machte dem Ehrendoktor der Frankfurter Universität deutliche, dass die Erlebnisse seiner langjährigen Studien zum üppigen Bildergeschichten-Werk auch im Busch-Geburtsort auf fruchtbaren Boden gefallen sind. Fast jeder anschießende Dialog mit dem Referenten bestätigte dem diese Einschätzung - dort, "wo alles begann".

    Foto: ro

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