STADTHAGEN (ih). "Britta" hat ihr Werk getan. Mühelos glitt sie durch den Boden, trotz leichtem Frost in der Nacht zuvor. Getragen vom Bürgermeister stand "Britta" gemeinsam mit ihrer Kollegin nur eine Minute im Fokus der gut 50 Zuschauer. Kaum hatte Bernd Hellmann den symbolischen Spatenstich zum letzten Teilstück der Nord-Ost-Tangente getan, wurde "Britta" an die Seite gestellt. Dabei sah man dem funkelnden Edelstahlblatt seine Arbeit noch gar nicht an.
Den Rest des Mutterbodens für die neue Straße zwischen Industriegebiet und Dülwaldstraße hebt in den kommenden Wochen ein Bagger aus. Immerhin 10000 Kubikmeter Erde müssen bewegt werden. Abzüglich der "Britta"-Menge vom vergangenen Mittwoch. Mit dem letzten Teilstück schließt sich die Lücke in der Nord-Ost-Tangente. Nicht nur die Innenstadt soll durch die Straße entlastet werden. Auch den Anwohnern der Lüdersfelder und der Probsthäger Straße wird eine deutliche Verkehrsverringerung in Aussicht gestellt. Lärmschutzwände, Wälle und Bepflanzungen entlang der neuen Straße sind in das Konzept eingeplant. Das millionenschwere Projekt zieht seine Schneise aber nicht nur durch Ackerfläche sondern kurz vor der Einmündung in die Kreuzung Dülwaldstraße auch durch einen alten Bauerngarten. Dieser gehörte bisher Marie und Reinhard Kastning. "Es ist schon traurig, dass der Garten weg kommt", sagte Marie Kastning kurz nach dem Spatenstich. Die Birken, Hecken und alten Zwetschenbäume müssen der neuen Straße in jedem Fall weichen. Besonders schade finden die Kastnings aber den Abriss der alten Grotte. Nur noch wenige Bauernhöfe in Schaumburg haben dieses kleine Halbrund, das auch "Liebeslaube" genannt wird. Kurz nach dem zweiten Weltkrieg müsse das lauschige Plätzchen im Schatten gebaut worden sein, sagte Marie Kastning. Dort wo früher einmal gemütliche Kaffeestunden abgehalten wurden, fahren in Zukunft Autos, Lkw und Zweiräder entlang. Nur acht Meter neben der Hausecke trennt dann die Lärmschutzwand den Hof von der neuen Straße. Die Kastnings haben sich, wie die meisten Anlieger, mit der neuen Trasse arrangiert. Auch Bürgermeister Bernd Hellmann betonte in seiner Ansprache die Einigkeit, die sich nach langen und "zum Teil zähen Gesprächen" ergeben habe. Jetzt bleibt nur noch "Britta", die wahrscheinlich blank poliert in einer Ecke des städtischen Bauhofs wartet. Auf den nächsten Spatenstich. Selbst wenn dieser auf sich warten lässt, macht das nichts. Denn "Britta" hat immerhin zehn Jahre Garantie. Foto: ih