LANDKREIS (bb). In einem Pressegespräch anlässlich des Gründungstages 2008 haben der Existenzgründungsförderer des Landkreises Stefan Tegeler und Landrat Heinz-Gerhard Schöttelndreier sowie mehrere Mitglieder des Netzwerkes um das "Zentrum für Unternehmensgründung und -sicherung" (ZUG) über die Arbeit des ZUG und die Entwicklung im Bereich der Existenzgründungen berichtet. Stefan Tegeler hob hervor, dass der Boom der Gründungen mit der Verbesserung der Arbeitsmarktsituation abgenommen habe.
Nach der Einführung der Ich-AG habe die Zahl der Gründungen einen Spitzenwert erreicht, führte Tegeler aus. Im letzten Jahr habe die Anzahl der Neugründungen dann etwa um ein Viertel abgenommen. Ursache hierfür sei die anziehende Konjunktur, die zu einer erhöhten Nachfrage nach Arbeitskräften geführt habe. Potentielle Gründer hätten unter diesen Umständen häufig die Chance ergriffen, ihr Geld als Angestellte eines Unternehmens zu verdienen, statt den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen. In diesem Zusammenhang sei die Entwicklung keinesfalls als negativ zu werten.
Landrat Heinz-Gerhard Schöttelndreier wies auf die Bedeutung der Nachhaltigkeit bei der Gründungsförderung hin. Neben einer umfassenden und realistischen Erstberatung habe die langfristige Nachberatung und das Coaching einen hohen Stellenwert. Tegeler berichtete, dass sich kaum feststellen lasse, wie viele der neugegründeten Unternehmen längere Zeit am Markt bleiben würden. Etwa zwei Drittel derjenigen, die beim ZUG Beratung suchen, würden später auch tatsächlich den Schritt in die Selbständigkeit wagen. Davon würden wiederum zwei Drittel nach zwei Jahren noch die Anfragen des ZUG beantworten. Antwortet ein Betrieb nicht könne dies daran liegen, dass er nicht mehr am Markt tätig sei oder aber, dass die jungen Unternehmer schlicht keine Zeit hätten zu antworten.
Rolf Watermann von der Sparkasse Schaumburg und Michael Joop von der Volksbank Hameln-Stadthagen erklärten, dass sich etwa 30 bis 40 Prozent der Gründer langfristig am Markt behaupteten. Gemeinsam mit Tegeler wiesen sie auf die Bedeutung der Beratung und der genauen Überprüfung des Geschäftskonzeptes hin. Schließlich sollen die Gründer nicht durch eine Insolvenz in eine Notlage geraten. Der "Rütteltest", das genaue Abklopfen der Tragfähigkeit der Geschäftsidee und der Planungen, diene so auch immer dem Selbstschutz des Gründers.
Watermann wies daraufhin, dass das ZUG für Gründer und junge Unternehmer einen zentralen Anlaufpunkt bilde, wo sie Auskünfte aus ganz verschiedenen Bereichen erhalten. "Die Vernetzung der unterschiedlichen Teilproblemfelder erleichtert den Start enorm", hielt er fest. Immerhin sei mit der Gründungsphase ein komplizierter bürokratischer Akt verbunden, eine Unmenge an Dokumenten sei auszufüllen. Reinhard Winter von der IHK pflichtete bei: "Früher mussten sie als Gründer von Pontius zu Pilatus laufen, heute dient das ZUG als zentraler Ansprechpartner."
Das ZUG wurde 1997 auf Initiative der Wirtschaftsjunioren Schaumburg gegründet und ist in das Amt für Wirtschaftsförderung beim Landkreis integriert. Es dient als Anlaufstelle, ist aber auch Kern eines Netzwerkes von Institutionen, die Angebote für Gründer vorhalten. Mitglieder sind neben vielen anderen die heimischen Banken und die Volkshochschule, die Kreishandwerkerschaft und die Industrie- und Handelskammer, die Agentur für Arbeit und die Weserbergland AG. Das ZUG übernimmt eine Lotsenfunktion, vermittelt die Gründer bei Bedarf an die verschiedenen Institutionen des Netzwerkes und bietet selbst Beratung und Fortbildungskurse an.
Der Leiter der Regierungsvertretung Hannover Eric Oehlmann, Gast bei der Veranstaltung, erklärte: "In dieser Größenordnung und mit der Einbindung so vieler verschiedener Institutionen ist der Gründungstag im Landkreis Schaumburg einzigartig in der Region." Der Landkreis sei mit dem ZUG und dem angeschlossenen Netzwerk im Bereich Gründungsförderung sehr gut aufgestellt. Es sei sehr wichtig, ein günstiges Klima für Gründer zu schaffen und die Furcht vor der Selbständigkeit zu nehmen. Immerhin könne jede Neugründung Keimzelle eines Unternehmens sein, das viele Arbeitsplätze schafft. Foto: bb