RODENBERG (al). Bei Kaffee und Kuchen können Besucher alles über die Strick-, Stick-, Web- und Spinnkünste aus Großmutters Zeiten erfahren. Ein "Knütte-Närmdach", ein Handarbeits-Nachmittag, bietet der Rodenberger Heimatbund in seinem Museum an. Natürlich muss kein Besucher selbst mit den Nadeln klappern. Dafür stehen am Sonntag, 2. März, von 14 bis 17.30 Uhr Experten zur Verfügung, die auch bereitwillig Auskunft geben wollen.
Der alte Webstuhl im Rodenberger Museum funktioniert wieder: Elfriede und Gustav Ahrendt haben ihn in Gang gebracht.
Die wichtigste Voraussetzung für ein Gelingen des Tages hat Vorsitzender Henning Dormann, der übrigens selbst am Spinnrad sitzen will, bereits geschaffen. Dank Elfriede und Gustav Ahrendt funktioniert nämlich der uralte Webstuhl wieder, der schon lange als Blickfang im Museum dient, bisher aber nie mehr eingesetzt werden konnte. Nun haben die beiden Beckedorfer die langen Kettfäden gerichtet, die Aufhängung neu justiert und auch die Tritte angebunden. Das Schiffchen fliegt wieder durchs Fach; und das ganze Gestell klappert und knarrt, als hätte es keine Zwangspause gegeben.
Natürlich wollen die Ahrendts selbst auf der langen Bank Platz nehmen und ein Stück Leinen entstehen lassen. Das machen sie seit vielen Jahren zu Hause auch so. Dabei sind sie früher in der Großstadt tätig gewesen und erst später nach Beckedorf gezogen. Als aber ein Nachbar um Hilfe bei der Schafschur bat, ließ Gustav Ahrendt der Umgang mit Wolle nicht mehr los. Er informierte sich bei einer Weberin in der Lüneburger Heide. Bald stand ein Webstuhl in der Wohnung; und ein Spinnrad klapperte. Und weil die Ahrendts so konsequent sind, wurde irgendwann einmal Flachs angebaut und die Ernte in einem zweijährigen Verrottungs- und Trocknungsprozess so verarbeitet, dass später Textilien entstehen konnten.
Ihr Wissen aber haben sie nie für sich behalten. Deshalb gaben sie unter anderem Schülern Spinnkurse. In einer dieser Gruppen befand sich vor vielen Jahren auch der junge Henning Dormann: "Bei ihnen habe ich das Spinnen gelernt", verrät er heute stolz. Doch nicht nur das: Dormanns Interesse an heimatkundlichen und –geschichtlichen Dingen ist seither immer weiter gewachsen.
Jetzt freut er sich, dass die beiden Freunde nicht nur den Museums-Webstuhl wieder in Gang gebracht haben, sondern auch am "Knütte-Närmdach" aktiv mit dabei sein wollen.
Neben dem Weben und Spinnen wird auch geklöppelt und gestickt. Interessant dürfte zudem das Perlenstricken sein, das einst für die Schaumburger Trachten von großer Bedeutung gewesen ist. "Bei uns kann die Neugier um manches Handarbeitsgeheimnis gestillt werden", verspricht Dormann und freut sich auf viel Besuch. Außerdem hat er einen Film besorgt über die Textilherstellung im Münsterland. Dort waren einst Spinnereien und Webereien von weit verbreitet. Foto: al