1. "Lucy" kann auch "Karl-Heinz" heißen

    Podiumsdiskussion im Wilhelm-Busch-Gymnasium über Gefahren des Internets

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    STADTHAGEN (ro). "Was machen unsere Kinder im Internet? Und was macht das Internet mit unseren Kindern?" - Rund 120 Eltern und Lehrer des Wilhelm-Busch-Gymnasiums waren der Einladung des Schulelternrats gefolgt, mit Experten über das Thema "Internet und Jugendschutz" zu sprechen.

    Im Mittelpunkt stand dabei die Sicherheit von Onlinechats. Die Welt ohne Internet, das sei Geschichte, stellte Schulleiter Heiko Knechtel eingangs fest. An Schultagen würden Jugendliche durchschnittlich 70 Minuten täglich chatten, an anderen Tagen sogar 122 Minuten. Auf mögliche Gefahren machte Tamara Weiß, Eltern-Medien-Trainerin und Referentin der Landesstelle Jugendschutz, in einem eingeleiteten Vortrag aufmerksam. Sie warnte davor, persönliche Daten im Chat preiszugeben: "Kinder und Jugendliche machen sich oft nicht klar, dass sich hinter Chatparterin "Lucy (12)" genauso gut "Karl-Heinz (54)" verbergen kann. So fit sie im Umgang mit dem Computer sind, so weniger durchschauen sie oft die Strategien sexueller Anmache". Diese beginne mit scheinbar harmlosen Fragen wie "Was hast du denn an?", die darauf abzielt Jugendliche in Gespräche sexuellen Inhalts zu verwickeln. Weiß: "Wichtig ist, dass Jugendliche wissen, dass ihnen etwas unangenehm sein darf und dass es erlaubt ist, den Chat jeder Zeit ohne Angabe von Gründen zu beenden". Es sei ratsam zu einem ersten realen Treffen mit Chatfreunden eine Vertrauensperson mitzunehmen. Das Thema "Chat" stand während der anschließenden Podiumsdiskussion, die von Beratungslehrer Siegfried Doepel moderiert wurde, auch im Mittelpunkt des Elterninteresses: "Wie viel Internet ist gesund?", "Wie kann ich mein Kind schützen?", "Wie gehe ich mit Konflikten rund um das Thema um?", lauteten die am häufigsten gestellten Fragen. "Ein Grundwissen über Chats, Computerspiele und Downloads müssen Eltern haben", befand Hauptkommissar Axel Bergmann, Präventionsbeauftragter der Polizei für Stadthagen. Eltern sollten versuchen zu verstehen, was Jugendliche am Chatten finden, ergänzte Weiß. Reizvoll seinen vor allem die scheinbare Anonymität, die grenzenlose Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen und "grade in der Pubertät" die Chance, sich virtuell eine andere Persönlichkeit zuzulegen. "Chatten macht Spaß und das soll es auch, aber es birgt eben auch Gefahren", umriss Tamara Weiß das Dilemma, das Eltern oft spüren. "Einfach nur den Stecker zu ziehen ist keine Lösung. Bleiben sie mit ihren Kindern im Gespräch über das, was sie im Internet tun". Das Abschalten des Computers indes könne man getrost einer Software überlassen, betonte Holger Wirtz, Lehrer am Wilhelm-Busch-Gymnasium: "Dann ist nach der vereinbarten Zeit am PC automatisch Schluss - ohne Diskussion." Eine Liste mit Adressen zum Thema Internet und Jugendschutz soll den Eltern beim nächsten Elternsprechtag zur Verfügung gestellt werden. Foto: ro

    Das Podium: Cornelia Pönnigshausen (Vorsitzende des Schulelternrats), Beratungslehrerin Sabine Kühn, Hauptkommissar Axel Bergmann, Beratungslehrer Siegfried Doepel, Eltern-Medien-Trainerin Tamara Weiß und Lehrer Holger Wirtz.

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