LANDKREIS (mk/ih). Nur der Fernseher lief. Um 17.46 Uhr hatten sich bereits einige Neugierige im Kreishaus eingefunden, standen in kleinen Grüppchen und wartetet. Um kurz nach 18 Uhr flimmerte eine erste Prognose für den Wahlausgang in Niedersachsen über den Schirm: Mit einem deutlichem Vorsprung der CDU vor der SPD hatten die Meisten noch gerechnet. Doch als der Sprecher das Ergebnis der Partei DieLinke mit 6,5 Prozent benannte und damit in den Landtag einziehe, ging ein Raunen durch den Saal. Damit hatte niemand gerechnet, wie auch Torben Sven Schmidt von der heimischen CDU betonte. Parteikollege und Direktkandidat Dr.-Ing. Joachim Runkel nahm sich und seine Kollegen unter die Lupe "Wir als Politiker müssen mehr daran arbeiten, die Menschen zu interessieren und ihnen zu zeigen, dass unsere Arbeit wichtig ist." Zur Politikverdrossenheit gehört auch die geringe Wahlbeteiligung. In ihr sah nicht nur Joachim Runkel "den traurigen Grund für den Erfolg der Linken."
Aus den Reihen waren immer wieder Unverständnis und Enttäuschung über das Landesergebnis zu hören. "Das ist ja wie eine Backpfeife."
Eckhard Ilsemann, SPD-Fraktionsvorsitzender im Kreistag, übte sich in einer Gesprächsrunde mit den Jusos in Selbstkritik: Die SPD müsse sich die Frage gefallen lassen, warum so viele Wähler zur Linkspartei gewechselt sind. Es gelte zu klären, welche Themen vielleicht falsch oder gar nicht besetzt worden seien und die von der Linkspartei aufgegriffen worden war. Mit dem schlechten Abschneiden der SPD hatten sie im Grunde alle gerechnet. Nur den Abstand zur CDU habe im Vorfeld niemand so deutlich gesehen.
Auf Seiten der CDU-Vertreter war die Stimmung am Abend zunächst bestens. Doch zum Ende es Abends wurde es noch einmal spannend. "Ich bin fast noch kribbeliger als bei der Kommunalwahl," gestand Klaus-Dieter Drewes, CDU-Kreisvorsitzender. "Gedanklich haben wir schon die Sektkorken knallen lassen." Der Abend endete dann allerdings mit einem herben Wehrmutstropfen für die Schaumburger CDU: CDU-Kandiat Dr. Joachim Runkel musste sich gegen SPD-Kandidat Heiner Bartling geschlagen geben.
Zu diesem Zeitpunkt hatte Karsten Becker schon wieder ein Lächeln auf den Lippen. Selbiges war ihm nach den ersten Hochrechnungen gefroren. Direkt nach der Ansprache Wolfgang Jüttners suchte Becker nach Erklärungen für das schlechteste Ergebnis der SPD in der Nachkriegszeit. Die geringe Wahlbeteiligung und die Partei DieLinke sind nach Beckers Ansicht Gründe für das Abschneiden. Zudem konnte die SPD im Wahlkamp nicht deutlich machen, was "wir können und wollen". Die polarisierenden Themen hätten gefehlt, so Becker. Die CDU-Landesregierung habe in den letzten Jahren den deutlichen Unterschied zwischen den beiden großen Parteien heraus genommen. Vor allem im Bereich der Schulpolitik aber auch bei anderen SPD-Anträgen habe der Ministerpräsident die SPD-Themen "abgeräumt". Becker habe in den letzten Wochen deutlich gemerkt, dass die Stimmung im Land nicht auf einen Wechsel aus gewesen sei. "Die SPD-Wähler sind einfach zum großen Teil Zuhause geblieben."
Den Mitgliedern der FDP war ausnahmeslos zum Feiern zumute. Direktkandidat Paul-Egon Mense und seine Liberalen schafften auf Landesebene mit acht Prozent erneut ein sehr gutes Ergebnis. Nun sei man sehr froh darüber, weitere fünf Jahre gemeinsam mit der CDU regieren zu können. "Kontinuität ist sehr wichtig," so Mense. Zudem sei die Arbeit der FDP in vergangenen Jahren vom Koalitionspartner sehr ernst genommen worden und man habe vieles anstoßen können. Die SPD, betont Mense, sei in ihrem Wahlkampf zu stark auf Konfrontation gegangen und habe alles nur schlecht gemacht. Daher sollten sie sich über das Ergebnis nicht wundern. Dass die CDU insgesamt rund vier Prozent verloren habe, liege sicherlich an der Schulpolitik, die aktuell viele Menschen bewege. Für ihn als Schaumburger war es wichtig, die liberale Fahne hochzuhalten - und dies sei ihm gelungen. Bartling sowie die Direktkandidatin der Grünen, Ursula Helmhold, feierten in Hannover, Runkel hingegen ließ sich von seinen Schaumburger Kollegen im Kreishaus trösten.
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