STADTHAGEN (ih). Das Erinnerungsprojekt Schaumburg biegt in die Zielgerade ein. Am vergangenen Mittwoch kamen erneut mehr als 150 Menschen in die Aula der Schule am Schlosspark, um sich mit der Gestaltung und dem Standort auseinanderzusetzen. Überraschend große Zustimmung gab es für den Vorschlag Jürgen Lingners, die alte Synagoge in Stadthagen in das Projekt einzubeziehen.
Ulrich-Georg Berrang plädierte sehr für die Nutzung vorhandener Bausubstanz. Zum einen sprächen ökonomische Gründe dafür, zum anderen sei ein geschlossener Raum als Ort der Zuflucht für ein ganz spezielles Erinnern. Berrang gab zu bedenken, dass die ökomische Seite wie die strikte Zielsetzung des Projektes im Hinterkopf behalten werden müssten.
Auch Herr Möller sprach sich für das flexible und offene Konzept des Erinnerungsprojektes aus. "Der Kristallisationspunkt Synagoge sollte fest geschrieben werden" sprach Möller aus, was offenbar viele der Anwesenden dachten. Denn er bekam für seinen Standpunkt großen Applaus. Auch Lotti Wagner, Gästeführerin in Stadthagen, sprach sich für eine starke Einbindung historischer Orte aus. Sie habe in speziell für Gruppen konzipierten Führungen durch das "jüdische Stadthagen" vor allem bei Jugendlichen großes Interesse festgestellt.
"Schulmeister" Christian Meyer eröffnete einen zweiten Schwerpunkt der Diskussionsbeiträge. Vor allem das Lernen und die Jugendlichen müssten im Mittelpunkt des Erinnerungsprojektes stehen. Pädagoge Helge Kryczkowski regte an, sich intensive Gedanken zu machen, wie "Uninteressierte" angesprochen werden könnten. Nicht nur deutsche sondern vor allem Jugendliche mit Migrationshintergrund müssten eine persönliche Betroffenheit mit dem Projekt assoziieren. Auch Rotraut Becker, Direktorin der gastgebenden Schule am Schlosspark, reihte sich in die Forderungen der "Schulmeister" ein. Schüler lernten durch die intensive Beschäftigung mit Einzelschicksalen mehr. Sie stimmte Jürgen Lingners Vorschlag zu, die alte Synagoge zu einem Ort des Lernens zu machen. "Das zu tun bringt sehr viel für die Zukunft."
Einige Stadthäger Bürger nutzten die Anwesenheit der Entscheider Stadthagens, um auf Mängel in der Stadt aufmerksam zu machen. Bevor man Neues baue, sei Vorhandenes in besseren Zustand zu bringen. Die Redner bezogen sich auf den Wall und das Umfeld der St.-Martini-Kirche. Moderator Lemme nahm die Einwände auf, kehrte dann aber wieder zuürck zum Thema. Der Abend sei nicht dazu gedacht, alles, was in der Stadt nicht in Ordnung sei, zu diskutieren. Für diese Entscheidung bekam Lemme zustimmenden Applaus. Insgesamt zeigte der auch in der dritten Veranstaltung hohe Zuspruch, dass sich viele Stadthäger mit dem Thema auseinander setzen. Aus anderen Städten und Gemeinden waren an allen drei Veranstaltungen nur wenige Zuhörer anwesend. Es bleibt aber zu hoffen, dass das kreisweite Projekt auch in den umliegenden Gemeinden und Städten an- und aufgenommen wird.
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