APELERN (al). Prinzessinnen, Piraten und ein Pilot. Vor der großen Bühne drängeln sich die unterschiedlichsten Gestalten. Nichts wollen sie verpassen vom Geschehen im Scheinwerferlicht. Junge Leute machen in Apelern ein dreistündiges Programm für junge Leute: Die jüngsten Akteure beim Apelerner Karneval sind noch nicht einmal fünf Jahre alt; die ältesten dürfen höchstens bis 17 dabei sein. Nur die Musiker sind etliche Lenze älter: Für die Schaumburger Musikanten ist es einer der letzten großen Auftritte. Sie wollen sich mangels Nachwuchs bald auflösen.
Doch noch einmal blasen und trommeln sie, was das Zeug hält. Denn es kommt Stimmung auf in der ausverkauften Halle. Zwar muss Elferratspräsident Nils Heidkamp das Publikum noch ein wenig ermahnen, bis es "Spitze" skandiert oder eine "Rakete" fordert. Aber spätestens bei der langen Polonaise herrscht die Atmosphäre, die der Prunksitzung der Großen gleichkommt.
Da haben die ersten der knapp 120 Akteure ihren Auftritt schon hinter sich. Die beiden Mädchen zum Beispiel, die sich als ältere Damen über Ehemann und Nachbarin auslassen; die "Bambini-Fünkchen", die lustig mit Plüschpferden über die Bühne hoppeln, oder auch die fetzigen Einstudierungen weiterer Karnevalstanzgruppen und des Nachwuchses der örtlichen Trachtentänzer. Später wird es dann noch richtig akrobatisch auf der für diesen Zweck schon fast zu schmalen Bühne – mit Breakdance und Einrädern. Auch Gäste kommen zu Wort oder Tat: Jugendliche der Waltringhäuser Theaterkiste mit kurzen Sketchen oder die Tanzsparte des VfL Bad Nenndorf mit einem Jive-Paartanz.
Nach fast drei Stunden werden die Scheinwerfer abgeschaltet. Zufrieden macht sich das Publikum auf den Heimweg. Stolz schauen sich die jungen Akteure noch einmal ihre Orden an – der einzige Lohn für die Trainingsmühen in den vergangenen Wochen. Elferratspräsident Nils Heidkamp packt ebenfalls seine Unterlagen weg: Nächstes Jahr ist er 18. Dann sitzt ein anderer auf seinem Stuhl. So streng ist – bei aller fröhlichen Narretei – das Reglement.
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