STADTHAGEN (ih). An fünf bis zehn markanten Standorten in Stadthagen könnte demnächst ein "System von Erinnerungszeichen" entstehen. Wie kleine Wegweiser sollen sie auf die Orte des Erinnerungsprojektes hinweisen, ohne aufdringlich zu sein. Dr. Günter Schlusche legte bei der letzten öffentlichen Veranstaltung zum Erinnerungsprojekt Schaumburg ein Netz über die Innenstadt, das verschiedene Orte der Erinnerung miteinander verband.
Der Marktplatz als zentraler Punkt in der Stadt gehörte für ihn ebenso dazu, wie die Niedernstraße. Ohne diese Hinweise würden viele einfach an Orten wie der alten Synagoge vorbei laufen. An die Ghetto-häuser am Markt 6 bis 8 kann mit einem Schild erinnert werden, an der Schulstraße am Ostwall auf das bestehende Mahnmal. Auf dem Martini-Kirchhof könnte ein Zeichen auf das Grabfeld für Zwangsarbeiter aufmerksam machen. "Das Budget dafür ist nicht sehr groß", wurde Schlusche konkret.
Rolf de Groot wünschte sich in seinem Kurzvortrag "Bausteine Regionalgeschichtliche Publikationen", die blinden Flecken in Schaumburg wieder auszugraben. Man müsse nicht besonders weit zurückgreifen, um die "Schwamm drüber"-Mentalität auch in Schaumburg zu entdecken. Es habe auch in der Forschung regelrechte "Geschichtsverdrehungswettbewerbe" gegeben. Hauptsache die Juden kämen nicht vor. Erst Laien hätten in VHS-Kursen eine ehrliche Spurensuche betrieben. "Der Landkreis und die Schaumburger Landschaft sehen wir in der Pflicht, solche Publikationen zu unterstützen. Zur Not muss der ein oder andere touristische Band hinten an stehen." spach de Groot klare Worte. Wahrscheinlich noch in diesem Jahr kommt das Buch "Die heimliche Hochzeit" heraus. Das Buch begleitet Schaumburger Familien über Jahrzehnte und dokumentiert deren Geschichte.
Andreas Kraus, Lehrer am Ratsgymnasium, führte sein bereits vorgestelltes Konzept für ein Erinnerungsprojekt an diesem Abend näher aus. Das dezentrale Objekt arbeitet mit dem Stationenprinzip. Die Vernetzung bringe viele Vorteile und entspreche vor allem dem kreisweit gültigen Anspruch des Projektes. Zudem bringe die Konzentration eines Themas an einem Ort große Vorteile. Es müssten möglichst viele Institutionen eingebunden werden. "Ich habe kein Geld, ich habe nur Mut" - diesen Buchtitel gab Kraus den Anwesenden mit, sich aktiv in den weiteren Prozess einzubringen. Foto: ih