SCHMARRIE (al). In der Schmarrier Schützengilde liegen Freud und Leid ganz dicht beieinander. Erst heftete Kreissportbundvorsitzender Dieter Fischer unter begeistertem Beifall der Mitglieder dem hiesigen Schützen-Chef Horst Gerlach die seltene Verdienstnadel des Landesverbands für 30-jährige ehrenamtliche Tätigkeit an die Jacke. Dann fand Gerlach bittere Worte über den Zustand des Vereins. Die zurückliegenden Monate seien das "schlechteste Jahr" in der Gilde-Geschichte gewesen.
KSB-Vorsitzender Dieter Fischer verleiht Horst Gerlach die Goldene Nadel des Landessportbunds.
Fischer lobte das lange Engagement des Vorsitzenden, der als Jugendleiter, Kassenwart und schließlich seit 14 Jahren die Geschicke des Vereins lenke. Leider denke die Politik viel zu wenig an die hohe Bedeutung des Ehrenamts. Er begrüße deshalb Initiativen in der Wirtschaft, die bei der Auswahl von Bewerbern ehrenamtliches Tun als positives Kriterium ansehen.
Weil Gerlach jetzt auch seit 50 Jahren der Gilde angehört, überreichte ihm Stellvertreterin Cornelia Isensee ein weiteres Präsent: "Ich fühle mich ja schon geehrt, dass ich neben dir sitzen darf." Ebenfalls 50 Jahre dabei ist Heinrich Wellhausen.
Doch damit waren die guten Worte schon vorbei. Gerlach rechnete ab: Er will "Lustlosigkeit", "Desinteresse" und "allgemeines Ignorieren unseres Vereins" bei etlichen Mitgliedern ausgemacht haben. Die durchschnittliche Beteiligung von drei Mitgliedern an Übungsabenden sei "schon hoch gegriffen". Die gemeldete Auflagemannschaft könne nur noch "mit Mühe" gehalten werden. Absolute Tiefpunkte der 42 Personen zählenden Gemeinschaft seien das Adventsschießen mit acht und die Weihnachtsfeier mit vier Teilnehmern gewesen. Er erwarte dringend Verbesserungsvorschläge oder auch Kritik an seiner Person. Dann würde er die Konsequenzen ziehen und nicht mehr für den Vorsitz kandidieren.
Dass allenfalls der Schützennachwuchs positive Zeichen setze, ließ Gerlach nicht unerwähnt. Allerdings bedauerte er, dass neben der Freihandmannschaft eine Luftpistolen-Gruppe nicht zum Zuge käme – weil es offenbar keine Konkurrenz auf Kreisverbandsebene gibt. Jugendleiter Otto Much zeichnete den Nachwuchs mit Pokalen aus. Jahresbeste sind Dominik Weinhold, Christina Voß (Jugendpokal), Dennis Gruhn (Luftgewehr) und Tobias Weinhold (Luftpistole) geworden. Dominik Weinhold errang außerdem zwei der vereinsweit zu verleihenden Wanderpokale. Nur eine Trophäe blieb einem Erwachsenen vorbehalten: Ulrich Plener wahrte auf diese Weise gewissermaßen die Ehre der Großen. Foto: al