HESS.OLDENDORF (tt). Gleich einen Katalog von Forderungen hatte Volker Eggers vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) Region Niedersachsen Mitte in der Tasche, nachdem sich am Donnerstagabend bei der Podiumsdiskussion im Rathaus Hess.Oldendorf die Landtagskandidaten des Wahlkreises 38 (Hameln, Hess.Oldendorf, Rinteln) vorgestellt hatten. Alle fünf Direktwahl-Kadidaten, Otto Deppmeyer (CDU), Volker Brockmann (SPD), Anja Piel (Bündnis 90/Die Grünen), Kathrein Bönsch (FDP) und Jutta Krellmann (Die Linke) sowie Moderator Sascha Sommer waren in das neue Kultourismus-Forum gekommen, in dem zahlreiche Besucher die lebhafte Diskussion verfolgten und im Anschluß an die Statements Fragen stellen konnten. Dabei zeigte sich, dass die DGB-Forderungen, mehr Ausbildungsplätze, eine lange gemeinsame Schulzeit für Kinder, die Abschaffung der Studiengebühren, Lernmittelfreiheit, ein Mindestlohn nicht unter 7,50 Euro und soziale Gerechtigkeit gar nicht so weit von den Programmen der einzelnen Parteien abweichen, wenn natürlich die Interpretation der Antworten unterschiedlich ausfiel. So sind sich fast alle einig, den Mindestlohn einzuführen und in Höhe zwischen 7 und 8 Euro festzulegen. Lediglich die FDP-Kandidatin Bönsch aus Hameln hält ihn für völlig falsch. Landwirtschaftsmeister Otto Deppmeyer aus Hemeringen sieht in der gesetzlichen Festlegung des Mindestlohnes große Probleme, weil es zu regionalen Unterschieden kommen kann. Er wünscht sich eine tarifpolitische Einigung. Einen breiten Rahmen nahm die Bildungspolitik ein, die sich alle Parteien auf die Fahne geschrieben haben. Für Anja Piel aus Fischbeck von den Grünen/Bündnis 90 war das ein wichtiger Grund, in die Politik zu gehen und sich zu engagieren. Ihr sind die Klassen mit 28 bis 32 Kindern einfach zu groß, sie wünscht sich mehr Qualität und eine Ganztagsschule mit Modellcharakter, damit auch Lehrer Interesse finden, aufs flache Land zu kommen. Sie möchte Gebührenfreiheit für die Kindergärten und mehr Qualität in der Ausbildung. Der ehemalige Lehrer Volker Brockmann aus Halvestorf und die SPD fordern die Wiedereinführung der Lernmittelfreiheit, Abschaffung der Studiengebühren und Kostenfreiheit für Kindertagesstätten und Krippenplätze. "Die schulische Qualität im ländlichen Raum ist nur durch eine Gesamtschule möglich, in der die Kinder nach 10 gemeinsamen Jahren ihren Abschluß machen", so der 55-jährige Brockmann, der seit fünf Jahren im Landtag sitzt. Die 52-jährige Gewerkschaftssekretärin Jutta Krellmann konnte das nur unterstreichen und ergänzt: "Ich bin für Chancengleichheit für junge Menschen in einer gemeinsamen Schule". Besonders die zahlreichen Lehrerinnen und Lehrer unter den Besuchern im Forum mussten laut lachen, als der Vorsitzende der CDU-Kreistagsfraktion Otto Deppmeyer von der besten Lehrerversorgung seit fünf Jahren sprach. Gerade die Lehrer an den Hess.Oldendorfer Schulen fürchten weiteren Lehrermangel in einigen Fächern, weil die Pädagogen größere Städte als Arbeitsplatz vorziehen. "Die Situation wird durch die Eigenverantwortlichkeit der Schulen eher schlechter als besser", wusste Jutta Nolte zu berichten, die selbst als Lehrerin in Hess.Oldendorf unterrichtet und als Zuhörerin das Wort ergriff. Zum Schluss versuchte Moderator Sascha Sommer die Kandidaten zu bewegen, in kurzen Worten die eigenen Ziele zu nennen, wenn sie als Abgeordnete/r in den Niedersächsischen Landtag einziehen. Während sich Jutta Krellmann mehr für die Jugendlichen und Auszubildenden einsetzen möchte, will Anja Piel den sanften Tourismus in Hess.Oldendorf fördern. "Wir müssen auf alle Fälle mehr für die Bildung tun, denn 10 Prozent aller Schüler haben keinen Schulabschluß und das ist einfach zu viel". Brockmann kämpft schon seit einigen Jahren gegen die Versalzung der Weser. Wenn er wieder in den Landtag einziehen darf, dann möchte er hier weiter für die Region etwas tun. Darüber hinaus ist ihm wichtig, den Kontakt zu den Kommunen zu halten, um Sorgen und Nöte aus berufenem Munde zu erfahren. Ferner will er die Weser wieder zu einer Wasserstraße für Frachtschiffe machen und dafür die Lastkraftwagen aus den Dörfern verbannen. Ganz aktuell versprach er den Besuchern, sich umgehend mit dem Geschäftsführer von "Extra" zu treffen, um die mögliche Schließung des Marktes an der Welseder Straße abzuwenden. Die Unternehmerin Kathrein Bönsch von der FDP sieht es ganz pragmatisch: "Geht es der Wirtschaft gut, geht es den Menschen gut". Sie wirbt in ihrer Wahlbotschaft für mehr Familienfreundlichkeit, Ganztagsbetreuung in den Kindergärten und eine bessere Kultur für Selbstständige. Otto Deppmeyer will sich als Landtagsabgeordneter für die Schaffung neuer Arbeitsplätze in der Region einsetzen, die Infrastruktur weiter verbessern und gute Voraussetzungen für Familien schaffen. Foto: tt
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Eine Podiumsdiskussion mit den Wahlkreiskandidaten für den Landtag
DGB-Region Niedersachsen Mitte fordert mehr soziale Gerechtigkeit in Bildung, Schule und Ausbildung
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