1. Sogar die alten Gleise liegen noch

    Feggendorfer Arbeitsgruppe schafft den Durchbruch zur Grundstrecke

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    FEGGENDORF (al). 50 Jahre nach dem Ende des industriellen Kohleabbaus haben zum ersten Mal wieder Menschen einen Blick in die sogenannte Grundstrecke geworfen. Die Bergbau-Arbeitsgruppe im Lauenauer Heimat- und Museumsverein schaffte den Durchbruch zur quer durch den Deister führenden Hauptverbindung.

    Es war kurz vor Schichtende am 4. November, als Florian Garbe und Alexander Lehr den historischen Moment erlebten. Hinter ihnen und den weiteren ehrenamtlichen Helfern liegen 26 Monate, in denen ein neuer Stollen 76 Meter weit durch den Fels getrieben worden ist. Rund tausend Tonnen Abraum sind in Handarbeit zu Tage gefördert worden.

    Alexander Lehr ist mit dabei, als der Durchbruch erfolgt. Er und die übrigen Mitglieder der Arbeitsgruppe haben tausend Tonnen Gestein auf Loren zu Tage gefördert.

    Vor fast fünf Jahren haben sie mit der Restaurierung des "Feggendorfer Stolln" begonnen. Nur der Eingang war damals noch intakt, weil der Heimatverein sich um dessen Erhalt bemüht hatte. Doch der vom Bergbau faszinierte Garbe und etliche Freunde wollten viel mehr: Der kleine Schacht sollte als Beispiel einer für den Deister typischen Kleinzeche der Nachwelt erhalten werden. Denn im Gegensatz zum "großen" Besucherbergwerk in Barsinghausen, das sogar mit einer Grubenbahn befahren werden kann und in dem einst mehr als 2500 Kumpels bis in die fünfziger Jahre hinein ihren Arbeitsplatz hatten, war der "Stolln" – wie etliche weitere Gruben dieser Art – nur eine ganz überschaubare Betriebsstätte.

    Aber der Zahn der Zeit hatte an den Einrichtungen genagt. Der ursprüngliche Schacht war an einer Stelle irreparabel beschädigt. Also machten sich die Helfer mit Zustimmung der Bergbehörde daran, eine "Umleitung" zu bauen. Sie wollten die Grundstrecke erreichen, die einst alle Stollen miteinander verband und damit auch die ausreichende Belüftung sicherstellte.

    Schon vor Monaten fieberten die Helfer ihrem Ziel entgegen. Noch im Oktober klagte Leiter Florian Garbe über das schwere Gestein, das ein nur sehr langsames Vorwärtskommen erlaubte. Wenige Wochen später aber bemerkten die Helfer, dass sich der Fels "zunehmend hohl anhörte". Doch zunächst war nur der Blick durch ein kleines Loch im Gestein möglich. Trotzdem war die Freude groß: Per Telefon wurden die übrigen Helfer herbeigeordert. Aber es sollte noch einige Zeit dauern, bis der Durchhieb so weit vergrößert war, dass die Mannschaft zunächst auf dem Bauch in die alte Grundstrecke kriechen konnte. Dort stießen sie auf die alten Gleise sowie einige verfaulte Holzstempel. Der zugleich bemerkte starke Luftzug war ein wichtiges Signal: "Die Grube muss noch größtenteils intakt sein", glaubt Garbe. Inzwischen konnte der Durchbruch erweitert und die ersten Meter auf der Grundstrecke bereits neu abgestützt werden. Wenn eine Weiche auf dieser in der Bergmannssprache als "Flügelort" bezeichneten Streckenkreuzung installiert ist, lassen sich die Loren in den nordwestlichen und den südöstlichen Arm des kilometerlangen Ganges schieben.

    Neugierige Besucher aber müssen sich noch eine ganze Weile gedulden. Erst sind weitere Sicherungsarbeiten fällig. Dann werden Vertreter der zuständigen Bergbehörde den Bereich inspizieren. Geben sie ihre Zustimmung, können in Zukunft Gruppen noch weiter in den Deister geführt werden. Für Garbe und seine Freunde ist damit das Ziel, einen Rundgang zu schaffen, der an einer der beiden ebenfalls freigelegten Wetterröschen endet, ein Stück näher gerückt. Nun fiebern die Helfer bereits dem 6. April entgegen. Dann ist Saisonstart – vielleicht schon mit der neuen Attraktion.

    Foto: al/p.

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