RIEPEN. Bis auf den letzten Platz besetzt war der Kleine Saal im Schmiedegasthaus Gehrke, als Jens Schwerin vom Amt für Landesentwicklung in Hannover und Simone Strohmeier von der Firma Infraplan über die anstehende Dorferneuerung informierten. Stadtdirektor Bernd Reese hatte vorher mitgeteilt, dass der Ort bereits beim ersten Anlauf und damit ungewöhnlich schnell in das Dorferneuerungsprogramm aufgenommen worden war. Schwerin führte als Gründe für diese fixe Aufnahme die umfangreiche landwirtschaftliche Bausubstanz an, die der Ort aufweise, sowie die bereits vor einem Jahr durchgeführte Bürgerinformation, in der die Bürger ihre Bereitschaft gezeigt hatten, sich für die Dorferneuerung einzusetzen.
Nun ist es an den Rieper Bürgern, aktiv an der Aufstellung eines Dorferneuerungsplanes mitzuwirken. Wenn der vorliegt und vom Amt für Landesentwicklung genehmigt worden ist, wird der zeitliche Rahmen zur Abwicklung öffentlicher und privater Projekte auf einen Zeitrahmen von sechs bis acht Jahren festgelegt.
Mit Zuschüssen werden Projekte gefördert, die der Erhaltung der Bausubstanz dienen, die bis 1945 im ländlichen Raum errichtet wurde. Ausführlich wurde dargestellt, wie hoch die Förderung von Maßnahmen der Stadt Bad Nenndorf sowie privater Bauherren ausfallen könnte. Dabei können sich "Zuwendungen zur integrierten ländlichen Entwicklung" (ZILE) neben der Dorferneuerung und der Orts- und Landschaftsentwicklung auch auf Vorhaben zur Flurbereinigung, auf Maßnahmen des freiwilligen Landtauschs, des ländlichen Wegebaus und des Tourismus beziehen. Daneben sieht ZILE u. a. auch die Bezuschussung von Projekten vor, die der Entwicklung weiterer Betriebszweige und damit zusätzlicher Einkommensmöglichkeiten dienen.
Bei der Genehmigung des Förderantrags achten die Prüfer darauf, dass in dem vorgelegten Konzept ökologisch wertvolle Materialien Verwendung finden, also beispielsweise Fenster mit einem Holzrahmen statt in Kunststoff gefasst. Dass die Rieper Bürger eine beachtliche Anzahl an Vorschlägen zur Dorferneuerung bereit halten, machte eine schnelle Abfrage unter den Anwesenden deutlich. Etliche Themen wurden vorgeschlagen und daraus eine Prioritätenliste erstellt. Dabei durfte jeder im Saal Anwesende maximal zwei Punkte den Themen zuordnen. Das Ergebnis: Zwei Themenbereiche rangieren gegenwärtig nahezu gleichauf in der Interessenlage: der Hochwasserschutz und die damit verbundene Sanierung der Kanalisation sowie die Verbesserung der verkehrlichen Situation. Auf den beiden nächsten Plätzen finden sich die Schaffung eines Dorfmittelpunktes sowie die Erhaltung alter Gebäude.
"Es ist wichtig, dass Sie Ihr Dorf selbst gestalten", rief Simone Strohmeier den Menschen im Saal zu und schnell zeigte sich, das Interesse der Rieper Bürger, an der Gestaltung der Dorferneuerung mitzuwirken, ist groß. Jetzt bilden sich Arbeitskreise und bereits im Januar kommt man zusammen, um erste Schritte hin zur Ausarbeitung eines Dorferneuerungsplans einzuleiten. Etwa neun weitere Veranstaltungen dieser Art folgen im nächsten Jahr. Sie beginnen jeweils Freitagabend und werden am Samstag fortgesetzt. Dann hofft Simone Strohmeier, die den Entstehungsprozess begleiten wird, den Entwurf fertiggestellt zu haben. Ob darin der von einem der Anwesenden geforderte S -Bahn - Anschluss des Dorfes enthalten sein wird, erschien vielen Zuhörern doch sehr zweifelhaft.
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