LAUENAU (al). Jede Menge Spielzeug – und kein einziges Kind. Im Obergeschoss einer ehemaligen Lauenauer Fabrikhalle würden kleinen Sprösslingen wohl die Augen übergehen, wenn sie nur einmal den großen Ausstellungsraum besichtigen würden oder gar in einer der zahllosen Kisten kramen dürften. Aber der Blick auf das Sortiment bleibt nur wenigen Erwachsenen aus der Branche vorbehalten; und in die Kartons dürfen gar nur die Mitarbeiter greifen. Denn die Aurich OHG ist ein Großhandel für Spielwaren aller Art – und einer der größten überhaupt in Deutschland.
Manchmal packt der Chef auch selbst an: Jürgen Aurich im Versand.
Jochen Aurich weiß, welches Spielzeug besonders gefragt ist.
Hier würden Kinderherzen höherschlagen: In den vielen Kartons befinden sich zahllose Spielwaren.
Warten auf die Verteilung: Von der Aurich OHG gehen kleinere Verpackungseinheiten an den Einzelhandel.
In zweiter Generation leiten die beiden Brüder Jürgen und Jochen Aurich das Unternehmen. Der Vater hatte vor fast 60 Jahren als Handelsvertreter begonnen. 1975 begann eine erste Lagerhaltung – mit Feuerwerkskörpern aufgrund anhaltender Nachfrage. Als die beiden Söhne nach erfolgreichem Wirtschaftsstudium das Geschäft übernahmen, bauten sie den Handelsbereich aus. Anfangs waren es kleine Artikel wie Luftballons, "Pustefix" und "Flummy"-Bälle. Weitere Erfolge stellten sich mit den Novitäten Motivlocher und den als "Motorikschleifen" bezeichneten Drahtgestellen ein. Als die Lagerkapazi-täten auf gut 450 Quadratmetern nicht mehr ausreichten, suchten die beiden Brüder eine neue Bleibe.
Sie fanden sie 2003 im Lauenauer Gewerbepark. Seither hat sich die Fläche in zwei Abschnitten bereits erweitern müssen, so dass jetzt insgesamt rund 4000 Quadratmeter zur Verfügung stehen. Hier kommt Ware von rund hundert Firmen in Deutschland, dem europäisichen Ausland sowie aus Thailand und China in großen Gebinden an und wird für den Einzelhandel in kleinere Einheiten neu verpackt. Die Aurich OHG weiß rund 2500 Geschäfte deutschlandweit, in Europa sowie vereinzelt sogar in Übersee.
Die Produkte mit dem langen Transfer aus Asien treffen in großen Containern nach wenigstens vierwöchiger Reise im Hamburger Hafen ein. Davon sowie von den im Lkw-Fernverkehr erreichbaren Lieferanten werden täglich bis zu 15 Paletten in Lauenau angeliefert. In kleinerer Zahl gehen sie von hier aus an den Fachhandel. Ständig sind rund ein Dutzend Mitarbeiter in Büro und Lager beschäftigt. In Spitzenzeiten kann das Unternehmen auf versierte Aushilfskräfte zurückgreifen. Im Außendienst halten acht Vertreter Kontakt zum Einzelhandel. Die beiden jährlich aktualisierten Kataloge umfassen 2500 Artikel auf 250 Seiten. Neuerdings hat die Aurich OHG die Vermarktung von Plüschtieren der Firma "NoaPoa" übernommen. Die kuscheligen Lieblinge treten nun ebenfalls vom Deister aus den Weg durch ganz Europa an.
Alle Lieferungen werden stichprobenweisen auf Funktionsfähigkeit kontrolliert. "Wir haben eine ganz geringe Reklamationsquote", betont Jürgen Aurich. Sein Ziel bleibt: "Weg vom Plastikspielzeug." Zwar sind hier und da die beliebten Massenartikel zu finden; aber viel wichtiger sind den beiden Brüdern pädagogisch sinnvolle Beschäftigungsmöglichkeiten. Auch die aktuelle Diskussion über giftige Farben auf Kinderspielzeug lässt sie kalt. Sie achten auf Prüfzeichen und Qualitätskontrollen und überzeugen sich von der Zuverlässigkeit ihrer Geschäftspartner.
Mindestens einmal im Jahr fliegen sie selbst in den Fernen Osten und nehmen dabei sogar konstruktive Verbesserungsvorschläge mit. Dann haben sie bei der exemplarischen Prüfung wieder einmal Schwachpunkte entdeckt, die mit nur geringem Aufwand einer größeren Stabilität weichen würden.
Zweimal im Jahr ist die Aurich OHG auf bedeutenden Fachmessen in Hamburg und Nürnberg vertreten. Dann erfährt sie, dass traditionelles Spielzeug am häufigsten den Geschmack der Kunden trifft. Auch heute noch sind Brummkreisel und Knete gefragt. Ein solider Gegenstand aus Holz erfährt mehr Aufmerksamkeit als mancher billig produzierte Artikel.
Aber es gibt halt auch immer wieder Neuheiten wie zum Beispiel ein ganz probates Mittel bei reinigungsscheuem Nachwuchs: Ein "Zauberbad" ist es, das in der Wanne das Wasser färbt und eine kleine Tierfigur als Schwamm freigibt. "Der Renner", freut sich Jürgen Aurich über die starke Nachfrage. Foto: al