1. Gehirn entwickelt sich nach Art der Nutzung

    In der Vortragsreihe referiert Lutz-Ulrich Besser über Entwicklungen und Zusammenhänge

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    STADTHAGEN (mr). Eigentlich hat der 14-jährige Johannes Klenke keine Lust gehabt, seine Mutter zu der Vortragsreihe in das Ratsgymnasium Stadthagen zu begleiten. Ein Lutz-Ulrich Besser, Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie, wollte über "Lernen-, Gehirn- und Persönlichkeitsentwicklung in Kindheit, Jugend und Erwachsenenalter" referieren. Ein Mann mittleren Alters fing vor den rund 50 Zuschauern an, über sich und seinen Werdegang zu erzählen - wie langweilig.

    Als dieser Mann mit Gestik, Mimik, Aussprache dann aber begann, anschaulich, lebendig und anhand vieler Beispiele zu erklären, wie das Gehirn den Charakter und die Persönlichkeit formt und wie das Lernen in ihm funktioniert, hörte Johannes genauso gebannt zu wie seine Mutter Heike Klenke und viele andere Zuhörer.

    Das Singen ist dem Singvogel nicht angeboren, erzählte Besser. Wenn beispielsweise eine Meise in der Nähe einer Blindenampel ihre Küken zur Welt bringt und sie in einem bestimmten Entwicklungsstadium das Klacken der Ampel hören, klingt ihr Gesang dementsprechend "klackend" - soll heißen: Auch Singvögel lernen.

    "Das Gehirn entwickelt sich so wie man es nutzt", gab Besser vor dem Vortrag eine kurze Einführung in sein Thema. Das plastische Organ strukturiere sich anhand seiner Nutzungsbedingungen. Leistungsdruck zum Beispiel führe dazu, dass die Lernmotivation, die durch Kreativität, Flexibilität und Neugierde (Entdeckerfreude) hervorgerufen wird, verloren geht. Es gelte, die Freude am Lernen zu wecken. Das funktioniere unter Ausnutzung zweier wichtiger genetischer Veranlagungen: Dem Bindungsbedürfnis und der positiven Neugierde. Anders: "Welche Umgebungsbedingungen brauchen wir, um das Gehirn optimal zu nutzen?"

    Besser erklärt, dass Lernender und Lehrender (beispielsweise Schüler und Lehrer) ein positives Lernmilieu schaffen müssen. Anerkennung, Akzeptanz, Würde und gegenseitige Wertschätzung ist die notwendige Umgebung für ein motiviertes Lernen.

    Dieser winzige Ausschnitt seines umfangreichen und tiefgängigen Vortrags macht vielleicht neugierig auf den nächsten, den er im Rahmen der Vortragsreihe am 26. Februar im Ratsgymnasium Stadthagen halten wird.

    Johannes jedenfalls kann den Vortrag nur weiterempfehlen. Es sei interessant zu erfahren, wie das Lernen "richtig gut" funktioniere und wie es "auf keinen Fall" gehe.

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