BAD NENNDORF (pd). Ungewöhnlich voll war es im Schlösschen von Bad Nenndorf, als der Oberbürgermeister von Celle und stellvertretende Präsident des Deutschen Städtetages, Dr.h.c. Martin Biermann, seinen Vortrag zum Thema "Ohne Werte ist jede Gesellschaft wertlos" begann. Biermann war auf Einladung des CDU-Landtagesabgeordneten Dr. Joachim Runkel in die Kurstadt gekommen. Er schaffte es mit seinem gelungenen Vortrag, Nachdenklichkeit bei den Zuhörern auszulösen.
Der CDU-Samtgemeindeverbandsvorsitzende Werner Bövers (v.l.), Celles Oberbürgermeister Martin Biermann und der CDU-Landtagsabgeordnete Joachim Runkel.
Biermann sieht sich und seine Politiker-Kollegen in der Verantwortung für diese und die nachfolgende Generation. Politiker hätten den Bürgern zu dienen. Biermann fragte in die Runde, ob jemand von den Zuhörern die "Ringparabel" kennen würde. Es habe einmal einen Kaufmann gegeben, der einen wertvollen Ring zu vererben hatte. Da er drei Söhne hatte, fertigte er zwei weitere völlig identisch aussehende Ringe an, damit jeder einen bekäme. Die Moral von der Geschichte? Alle drei Söhne zerbrachen sich den Kopf und stritten darüber, wer den Originalring wohl bekommen habe. Biermann fragte weiter in die Runde, was man neben der Hauptaussage dieser Parabel – dem Hinweis auf die Neiddebatte in der Gesellschaft – noch auf die heutige Zeit ableiten könne. "Wie weit her ist es mit unserer Streitkultur?", wollte der Redner wissen. Andere Religionen würden für sich und ihre Überzeugungen kämpfen. "Wir üben gegebenenfalls Toleranz und Liberalität aus". Dabei bestehe laut Biermann die Gefahr, dass sich bei zuviel Liberalität auch Gleichgültigkeit einschleichen würde und genau dann sei auch keine Toleranz mehr möglich.
Solidarität sei für ihn ein christliches Empfinden, gab Biermann zu. Eine Neiddebatte habe mit Werten in einer Gesellschaft rein gar nichts zu tun. Biermann hält den Begriff "Gleichheit" für gefährlich. Man habe ja gesehen, was die französische Revolution mit ihren Gründern gemacht habe, sie wurden ebenfalls geköpft. Menschen seien nun einmal nicht "gleich".
"Wir sind bei unseren Werten, wenn wir von Chancengleichheit gepaart mit Solidarität sprechen. Eine Freiheit ohne Selbstverantwortung kann es auf Dauer nicht geben", ist Biermann überzeugt. Wie kaum eine andere Generation habe die so genannte 68er Generation alle bisher geltenden Wertvorstellungen über den Haufen geschüttet. Mit einigen schädlichen Auswirkungen auf die nachfolgenden Generationen. Zum Glück würde heute wieder eine Generation heranwachsen, die wieder entdecke, Eigenverantwortung zu übernehmen, die versuche, Entscheidungen einzuordnen und bemüht sei, ein Koordinatensystem zu finden. Man müsse wissen, wo man hin wolle. Außerdem gebe es in der heutigen Gesellschaft immer noch ein Identifikationsproblem. Dabei dürften die Deutschen sich sehr wohl als Gemeinschaf präsentieren. Da würden auch Symbole gehören. "Eine Gesellschaft, die keine Symbole liefert, mit denen man sich identifizieren kann, wird es schwer haben", so eine Prognose des Redners. Als schönes Beispiel nannte Biermann die Beflaggung mit deutschen Fahnen an Autos während der Fußballweltmeisterschaft. Für seinen Vortrag wurde Biermann mit viel Beifall bedacht. Foto:privat.