STADTHAGEN/LANDKREIS (bb). Der Vorsitzende von "Wir für Schaumburg" (WIR) Richard Wilmers hat den Landrat Heinz-Gerhard Schöttelndreier (SPD) im Zusammenhang mit der Gesamtschuldiskussion scharf kritisiert. Wilmers warf Schöttelndreier im Pressegespräch vor, die Kreisverwaltung und die SPD-Fraktion bei den Vorbereitungen für die Einrichtung neuer Gesamtschulen in Schaumburg "auszubremsen". Der Landrat habe damit auf die Einflussnahme von Gymnasialleitern und SPD-Bürgermeistern reagiert, deren Ziel es sei, die Einrichtung neuer Gesamtschulen zu verhindern, sagte Wilmers.
Wilmers Kritik entzündete sich an einem Beschluss des Kreis-Schulausschusses zum Thema Gesamtschulen. Die SPD-Fraktion hatte einen Antrag auf die Einrichtung weiterer Integrierter Gesamtschulen bis zum 1. August 2008 gestellt. Während der Beratungen im Gremium sei dieser Antrag "dann verändert und verwässert" worden, so Wilmers. Mit der Streichung des 1. August als angestrebten Einführungstermin, mit dem allgemeineren Terminus "Gesamtschule" anstatt der Festlegung auf "integrierte Gesamtschule" und mit dem Auftrag zur Bedürfnisermittlung durch eine Elternbefragung sei eine "plötzliche Kehrtwende" vollzogen worden, so Wilmers.
In dem verabschiedeten Beschluss sei der Wille der Entscheidungsgremien der Schulzentren in Rodenberg, Obernkirchen und Helpsen, die sich allesamt für die Einrichtung von Gesamtschulen ausgesprochen hätten, nicht mehr erkennbar, ebenso wenigdas zustimmende Votum der Räte in den jeweiligen Gemeinden. Außerdem werde der Elternwille ignoriert. Die bisherigen Anmeldezahlen sprächen klar für die Einrichtung weiterer Gesamtschulen. Immerhin hätten in diesem Schuljahr 400 Bewerbungen für die Integrierte Gesamtschule Schaumburg (IGS) abgelehnt werden müssen. Angesichts dieser Zahlen und der Ergebnisse früherer Erhebungen sei eine erneute Bedarfsermittlung nicht nötig.
Diesen "Gesinnungswandel" verfolge WIR mit "Entsetzen", formulierte Wilmers. Unter diesen Umständen, werde es auch im Jahr 2008 rund 400 Schülern unmöglich gemacht, ihre Wunschschule zu besuchen. Wilmers führt die von ihm als "Kehrtwende" interpretierten Veränderungen auf ein Eingreifen des Landrats Heinz-Gerhard Schöttelndreier zurück. Die Leiter verschiedener Gymnasien würden mit Unterstützung einiger sozialdemokratischer Bürgermeister versuchen, einem Kurs zur Einrichtung neuer Gesamtschulen im Landkreis entgegenzuwirken. Bereits früher hätten sich Gymnasialdirektoren gegen die Einrichtung von weiteren Gesamtschulen gestemmt, erklärte Wilmers. 2005 hätten sich die Schaumburger Gymnasialleitungen gegen die IGS-Oberstufe ausgesprochen. Und "bereits im März 2002 hat der Landrat nach einem Telefonat mit der damaligen Leiterin des Ratsgymnasiums, Frau Angela Strathmann, die Kooperative Gesamtschule in Obernkirchen verhindert", fuhr Wilmers fort. Angesichts der aktuellen bildungspolitischen Diskussion würden die Gymnasialrektoren es erneut vorziehen, auf nichtöffentlichem Wege Einfluss zu nehmen. Landrat Heinz-Gerhard Schöttelndreier habe ihrem Drängen nachgegeben und die Kreisverwaltung "ausgebremst". So habe die Verwaltung auf Betreiben Schöttelndreiers bereits in die Vorlage des entsprechenden Beschlusses im Schulausschuss wichtige Veränderungen erstellt. Die Vertreter der SPD im Schulausschuss hätten keinen Widerstand geleistet sondern seien "eingeknickt" und dem neuen Kurs kritiklos gefolgt, so Wilmers.
WIR habe erwartet, hob Wilmers hervor, "dass sich Schöttelndreier unzweideutig auf die Seite der Räte und Schulzentren stellt" und die Diskussion um die Einrichtung weiterer Integrierter Gesamtschulen zum nächstmöglichen Termin unzweideutig unterstützt. "Ich wünsche mir, dass sich der Landrat für die vielen einsetzt, die Jahr für Jahr im Losverfahren durchfallen und an der IGS keinen Platz erhalten", schloss Wilmers.