1. Bei Wilhelm Busch genau abgeguckt

    Hans-Joachim Neyer, Direktor des Wilhelm-Busch-Museums, hält Vortrag "Böse, falsch und hässlich"

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    STADTHAGEN (ih). In der vergangenen Woche eröffnete Hans-Joachim Neyer, Direktor des Wilhem-Busch-Museums Hannover, eine neue Perspektive auf Wilhelm Buschs Schaffen. Unter der Überschrift "Böse, falsch und hässlich - Komische Helden aus Deutschland" zeigte er im Wilhelm-Busch-Gymnasium Stadthagen, welche Auswirkungen "Max und Moritz" in Amerkika hatten. Denn sie waren das Vorbild für die "Katzenjammer-Kids". Neyer hatte sich die Frage gestellt, wie es möglich war, dass in einem rückständigen Deutschland Ende des 19. Jahrhunderts eine Bildergeschichte entstehen kann, die im Medienkrieg in den USA als Geheimwaffe genutzt werde.

    "Achten sie auf die Kleinigleiten," so Hans-Joachim Neyer, Direktor des Wilhem-Busch-Museums Hannover.

    Denn die Verleger Randolph Hearst und Jospeh Pulitzer kämpften zu Zeiten Buschs jenseits des großen Teiches um die mediale Vorherrschaft.

    Auch in Deutschland rissen sich die Menschen um Buschs Bildergeschichten. Es seien die einfachen Leute gewesen, die sich Balduin Bählamm und Co. angeschaut haben. Sie gehörten zu den ersten einer neuen Generation, nämlich die der Pendler. Arbeit und Leben wurden immer mehr zu getrennten Bereichen, die Eisenbahn schaffte Tag für Tag die Arbeiter zu ihrer Tätigkeit und wieder zurück. So seien die "Bahnhofskioske zu neuen Kommunikationspunkten geworden", denn an ihnen gab es die berühmten "Fliegenden Blätter" oder die "Münchner Bilderbogen".

    Das Geld dafür habe Buschs Leserschaft nicht einfach übrig gehabt. "Bier oder Bildergeschichten" zum Abendbrot war die Entscheidung in vielen Familien.

    Wilhelm Busch hatte sich ganz bewusst für diese Art des Broterwerbs entschieden, erklärte Neyer den gut 40 Zuhörern in der Aula des Wilhelm-Busch-Gymnasiums.

    Dabei habe es ihm trotzdem nicht an Visionen gemangelt. Ganz im Gegenteil: seine vor-expressionistische Zeichenweise zog die Betrachter der Geschichten in den Bann. Fast wie ein Film funktionierten die Bilder. Zudem wusste Busch genau, was die Menschen, bis heute, zum Lachen bringt. Er durchbrach die bekannten Idyllen, nahm Verhaltensweisen aufs Korn.

    Diese visionären Techniken seien es gewesen, die in den USA für den großen Erfolg von "Max & Moritz" gesorgt hätten. "Die Walt Disney Archive machen deutlich, dass die Zeichner damals bei Busch geguckt haben", so Neyer. Foto: ih

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