1. "Mit Bieren gegen Viren"

    Festredner Ulrich Wischhöfer begeistert die Schaffer mit seiner "Mikrobiologie"

    Dieser Eintrag wird bereitgestellt durch Schaumburger Wochenblatt | Impressum

    STADTHAGEN (bb). Ulrich Wischhöfer hat mit seiner Festrede die Gäste beim diesjährigen Schaffermahl begeistert. Der Stadthäger glänzte beim Vortrag seines "Mikrobiologischen Deutungsansatzes der Stadthäger Schützenfesttradition" mit trockenem Humor. Kurzüberschrift seines Referats: "Mit Bieren gegen Viren.

    Ulrich Wischhöfer darf sich nach seiner gelungenen Festrede ein Bier gönnen.

    Wischhöfer berichtete, er sei beim Nachdenken über die Frage, was die Stadthäger Bürger seit mehr als 600 Jahren zum Schützenfest treibe, zu einem revolutionären neuen Deutungsansatz gekommen. Die Antwort sei: "Die Rottbrüder sind einfach krank."

    Schuld sei ein Virus mit dem lateinischen Namen "Orgia Sagitarii Baktus". "Orgia" sei mit Fest, "Sagitarii" mit "den Schützen betreffend" zu übersetzen. Dieses Schützenfestvirus habe Variationen, etwa das "Orgia Sagitarii Sagitarii", das sich zum Krankheitsbild des sogenannten grünen Schützenfestes entwickle. "Eine Gruppe von Amateurschießsportlern sammelt sich im grünen Rock vorm Vereinslokal. Der Vorstand spendiert ein 50 Liter-Fass, die ganze Gesellschaft zieht ihr "Muss I` denn" trällernd durch den Ort, um schließlich im Festzelt vor der Kirche zu verenden", beschrieb Wischhöfer den Ausbruch dieser Krankheit. Bei dieser Variante bestehe jedoch wenig Ansteckungsgefahr.

    Viel gefährlicher sie die Variante "Orgia Saritarii Furiosa" auch Bürgerschützenfest und "seit den Zeiten der Pest auch schwarzes Schützenfest" genannt. Zum Glück trete sie nur in einigen Städten Norddeutschlands auf. Ein wichtiges Symptom dieser in Stadthagen einmal im Jahr für eine Woche auftretenden Epidemie sei ein "pathologisches Durstgefühl". Im Lauf der Jahrhunderte habe die Bevölkerung eine Therapie zur Linderung entwickelt. So würden während der klinischen Phase 16 Bezirkslazarettzelte im Stadtgebiet aufgestellt. In ihnen würden die Kranken, ausnahmslos Männer, medikamentös versorgt. Ein Kernpunkt der Therapie sei eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr in Form von Bier und Kräuterextrakten. Auf dem Marktplatz erfolge die gemeinsame Chefarztvisite. "Es ist immer wieder ein erhebendes Bild, wenn sich hunderte Hochinfizierte in schwarzer Schutzkleidung und strenger Formation zu dieser Visite schleppen", erklärte Wischhöfer. Im Zentrallazarett auf dem Festplatz erfolge dann die Nachsorge.

    Die Idee des Stadthäger Verkehrsvereins, nach Jahrhunderten den Teufelskreis der Epidemie zu durchbrechen, sei gründlich gescheitert. Beim Schaffermahl sei versucht worden, mit Grünkohl, Bregenwurst und Bier die Erkrankung vorsorglich zu behandeln. Als Ergebnis würden die Infizierten jetzt eine zweite, kürzere klinische Phase im Spätherbst durchmachen. "Wir haben uns alle angesteckt, eine Heilung ist unmöglich. Das ist aber kein Grund Trübsal zu blasen. Schließlich ist eine lebenslange Therapie erforderlich", schloss Wischhöfer.

    Foto: bb

  2. Kommentare

    Bitte melden Sie sich an