STADTHAGEN (mr). "Wir haben Angst vor der Welt, sonst wären wir nicht Autoren geworden", scherzt Andreas Steinhöfel, nachdem er die erste Geschichte aus dem "hässlichen grünen Buch" - auf das Erscheinungsbild haben die Autoren keinen Einfluss, merkt er an - mit dem Titel "Froschmaul Geschichten" vorgelesen hat. "Wir arbeiten uns altersmäßig voran", sagt er - doch auch schon "Elmer" fesselt nicht nur die jüngeren Besucher der Lesung in der Stadtbücherei, die Marianne Friedrich, Inhaberin des "Buchladen" in der Echternstraße, organisierte.
Sympathisch liest und erzählt Andreas Steinhöfel in der Stadtbücherei in und von seinen Büchern.
Er schreibe keine Autobiographien, betont Steinhöfel. Doch "im Kern, was das eigene Empfinden angeht, steckt unwahrscheinlich viel drin". So gab es beispielsweise wirklich einen dicken Jungen in seiner Kindheit, der ihm wie "Elmer" immer "Willste Lecker" Süßigkeiten anbot und von den Anderen geärgert wurde. Vielleicht schreibe man, um eine Schuld abzuarbeiten, überlegt der Buchautor laut. Nämlich dann "wenn man als Erwachsener damit reflektiert, wie grausam man als Kind zu dem Jungen war."
Humorvoll bis ins Detail beschriebene Gegebenheiten zum Lachen täuschen nicht über die ernsthaften Hintergründe hinweg, die sich in Steinhöfels Geschichten wiederfinden. So handelt auch die Geschichte "Herbstastern" aus seinem Buch "Defender" von einem Jungen, der in seinem Buch "Mitte der Welt" einen Bösewicht spielt. Die Figur Dennis lebt in einer Familie auf, in der sein Vater schlägt statt Gefühle zu zeigen. Das Buch "Defender" solle, um die Auflage zu steigern, zitiert Steinhöfel seinen Verlag, einige Nebenfiguren des Erfolgbuches "Mitte der Welt" aufgreifen: Mit seiner eigenen Geschichte erhält Dennis nun vielleicht ein Stück mehr Sympathie von den Lesern.
Eine Kostprobe aus seinem noch nicht vollendeten Buch bekamen die rund 50 Besucher nach der "Signier- und Fragepause" zu hören. Der Roman hat noch keinen Namen. Er spielt in der Nachkriegszeit. Verschiedene Charaktere tauchen auf, bleiben und müssen gehen: Wie der behinderter Junge in seinem Buch. Doch Steinhöfel hat ihn so "ins Herz geschlossen", dass er ihn nicht "verlieren" will. Der Grund, warum sein Buch ins Stocken gerät. Sehr lebendig schildert er die Beziehung zwischen sich und seinen Romanfiguren. Das Publikum ist begeistert. Abrupt muss er aufbrechen, um seinen letzten Zug nach Berlin noch zu erreichen. Wahrscheinlich im Februar 2008 wird es schon einmal ein neues Kinderbuch von ihm geben. Wann er sich von seinem Romanjungen trennen kann, bleibt abzuwarten
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