LINDHORST (mr). Einmal im Leben die Silbermedaille bei einer Weltmeisterschaft zu erhalten, bleibt für viele Sportler ein Traum. Dass Thomas Wandschneider über ihren Erhalt dennoch ein bisschen enttäuscht war, ist bei der Vorgeschichte zu verstehen.Der amtierende Weltmeister im Rollstuhl-Badminton Doppel und Einzel konnte seine Titel bei der diesjährigen Austragung in Bangkok (Thailand) auf Grund äußerer Umstände und einer großen Portion Pech nicht verteidigen.
Thomas Wandschneider (li.) und Avni Kertmen erspielen sich den Vizeweltmeistertitel im Rolli-Doppel.
Ein Magen-Darm Infekt in der thailändischen Metropole setzte ihn einige Tage vor der Weltmeisterschaft so außer Gefecht, dass seine Teamchefin Petra Opitz ihn schon aus dem Spiel nehmen wollte. Der hohe Flüssigkeitsverlust - bestimmte Medikamente gegen den Infekt durfte er auf Grund der Dopingkontrollen nicht einnehmen - schwächte die Kondition des Sportlers enorm. Dennoch wollte er sich die Titelverteidigung nicht entgehen lassen: Wandschneider hatte sich optimal auf den Wettkampf vorbereitet.
Er trat an - die Vorrundenspiele noch mit Taktiken steuern wollend, damit die starken Gegner ihm erst in den Endrunden begegnen - eine übliche Handhabe der besten Spieler.
Dummerweise unterliefen dem Ausrichter zwei entscheidende Fehler: Zum einen waren die Setzlisten so organisiert, dass die Besten schon im Viertelfinale aufeinander treffen konnten. Zum anderen wandten die besten Spieler ihre "Taktiken" erfolglos an, weil Namen auf der Ergebnisliste versehentlich vertauscht und damit die Planungen bezüglich des Spielgegners ab Viertelfinale zunichte gemacht wurden.
So trat Wandschneider schon im selbigen gegen seinen ärgsten Favoriten, dem Vizeweltmeister Sam Seop Lee an. Sich das eigentliche Finalspiel liefernd, verlor Wandschneider knapp. "Ich hätte ihn packen können", hätte ihm der Infarkt nicht einiges an Kondition geraubt.
Dafür lief es im Doppel mit seinem Partner Avni Kertmen besser, sodass sich die Beiden für Deutschland und die Türkei den Vizeweltmeistertiel erspielten.
2009 kann sich Wandschneider den nun amtierenden Weltmeister im Rolli-Einzel und Rolli-Doppel, Sam Seop Lee, wieder schnappen. Dann wird das I.B.A.D. (Internationale Komitee für Badminton) diese in Soul (Südkorea) ausrichten. 200 Spieler aus 20 Nationen traten dieses Mal an. Für Wandschneider steckt mehr als der sportliche Erfolg hinter der Teilnahme an den internationalen Wettkämpfen: Es sei wie in einer großen "Weltfamilie". Freundschaften entstünden, man erhalte interessante Einblicke in fremde Kulturen. Das entschädigt vielleicht ein bisschen die hohen finanziellen Aufwendungen, die behinderte Top-Sportler auf Grund mangelndem Sponsoring, größtenteils selbst tragen müssen.
Foto: mr