LAUENAU/HASTE (al). Wilhelm Langenheim ist gerade 70 Jahre alt geworden. Der gebürtige Feggendorfer, der heute in Haste wohnt, blättert in alten Unterlagen und nimmt ein Bild zur Hand. Es zeigt ihn auf einem Casala-Stuhl, wie er gerade fröhlich seinen Finger hebt. Das Foto ist fast 60 Jahre alt.
Der junge Wilhelm hat damals Modell gesessen. Elf Jahre sei er alt gewesen, als Vater Wilhelm, der in der Refa-Abteilung des Unternehmens beschäftigt war, ihn eines Tages von der Schule abholte. Mit hohen schwarzen Schuhen, Kniestrümpfen, kurzen schwarzen Hosen und einem weißen Hemd sollte er sich auf einen Schulstuhl setzen und "sich melden". Diese Szene hielt der Lauenauer Fotograf Heinrich Kommerein fest. Jahre später musste Langenheim noch zweimal auf neu entwickelten Produkten Platz nehmen. Und immer fanden die dabei entstandenen Bilder auf Titelseiten von Katalogen, in der Werbung und sogar als Transparente an den Aufbauten der großen Firmenlastzüge Platz. Bis heute rätselt Wilhelm Langenheim, warum gerade er unter den damals sicherlich vielen Gleichaltrigen ausgewählt worden sei. Vielleicht war es des Vaters Nähe zur Chefetage; vielleicht aber auch Großvater Wilhelm Klingenberg. Der Mau-
rermeister galt als Freund von Fabrikant Carl Sasse und hatte auch dessen Villa errichtet.
Für seinen Einsatz als "Fotomodell" wurde der junge Wilhelm belohnt. Der Feggendorfer Schneidermeister Rickenberg nahm – wie es damals noch üblich war - Maß für den bald erforderlichen Konfirmationsanzug. Hinzu kamen Hemd und Mantel sowie Schuhe, die der Lauenauer Meister Kruse anfertigte.
Das Bild von Stuhl und Schüler tauchte später sogar auf den kleinen Metallschildchen auf, mit denen Casala-Produkte stets versehen worden sind. Diese sind Wilhelm Langenheim noch viele Jahre später regelmäßig zu Gesicht gekommen, als er bereits selbst Lehrer war. "Da habe ich auch auf Casala-Tafeln geschrieben", erinnert er sich – und natürlich oft auf Stühlen gesessen, für die er einst vor der Kamera posiert hat. Auch einige Begegnungen mit Fabrikant Carl Sasse sind ihm noch gegenwärtig. Der Firmenchef fuhr regelmäßig mit einer kleinen Kutsche durch Feggendorf und habe dabei mitunter den jungen Wilhelm getroffen: "Du kommst weit in der Welt herum", soll er bei einer solchen Begegnung augenzwinkernd gesagt haben. Damit waren die Kataloge gemeint, von denen gerade wieder einige den Weg ins europäische Ausland genommen hatten.
Foto: al