RINTELN (ste). Wenn jetzt noch der Stadtrat dem Vorschlag des Ortsrates folgt - und alle Zeichen deuten darauf hin - dann wird in Rintelns Innenstadt für ein Probejahr bald nur noch ein Gang in den Fahrzeugen erforderlich sein und zwar der erste; das Gaspedal kann auf Nullstellung bleiben, das Standgas reicht in der Regel aus.
Zehn Kilometer pro Stunde sollen nach dem einstimmigen Willen des Ortsrates als Begrenzung in der kompletten östlichen Altstadt gelten, von der Mühlenstraße über die Brennerstraße bis zur Ostertorstraße, Dingelstedtwall, Krankenhäger- sowie Ritterstraße. Ausgenommen bleiben nur die Straßen, die jetzt schon als verkehrsberuhigte Bereiche ausgebaut sind wie Schulstraße, Kreuz- und Bäckerstraße.
Für ein Probejahr lang soll in der Rintelner Innenstadt die Geschwindigkeitsbeschränkung von 10 Kilometer pro Stunde gelten.
"Keine weiteren Schranken!", befindet der Ortsrat auf seiner letzten Sitzung, bei der das Thema Innenstadtverkehr Hauptgegenstand der Beratungen war.
Vorgestellt hatte den Antrag der stellvertretende Ortsbürgermeister und CDU-Mann Veit Rauch: "Weitere Sperrungen kommen für uns nicht in Frage", erteilte er der Auffassung von Gerhard Helmhold (Grüne) gleich eine Absage. Der hatte einen konsequenten Schritt zur Verkehrsminderung gefordert und Mut zu den von den Verkehrsplanern als einzige Möglichkeit dargestellten Sperrungen. Ein Alleinstellungsmerkmal könnte Rinteln damit erlangen und eine totale Verkehrsberuhigung in der Innenstadt. Letztlich erklärte sich jedoch auch Helmhold zu einem Versuch über ein Jahr mit 10 km/h bereit: "Sollte es nicht funktionieren, stelle ich meinen Antrag auf Stufe III der Verkehrsplaner erneut!"
Nach kurzer Beratung stellte sich auch die SPD im Ortsrat hinter den CDU-Vorschlag. Ihr vorgeschlagener "Flüsterasphalt" in der Brennerstraße hätte zwar die Empfindungen der dortigen Anlieger beruhigt, nicht jedoch den Verkehr.
Und genau darum gehe es, so Günther Maack (CDU), der die 10 km/h-Beschränkung zum einen als finanziell günstige Lösung und langfristig mit den entsprechenden Kontrollen als wirksam zur Verkehrsminderung ansah. Von weiteren Schranken oder Pollern hielt auch Gert Armin Neuhäuser von der WGS nichts. Er regte an: "Halten wir uns an die 10 km/h, dann muss der nachfolgende Verkehr dies auch tun!" Als naiv bewertete er den von Astrid Teigeler-Tegtmeier vorgeschlagenen Kreisel an der Extener Kreuzung und die zusätzliche Auffahrt auf die Rintelner Umgehungsstraße B 238 hinter der Extener Kirche im Exterfeld. Landes- und Bundesstraßenbaubehörden würden dies als karnevalistischen Gag ansehen.
Rintelns Erster Stadtrat Jörg Schröder unterstützte den Vorschlag eines Kreisels jedoch und teilte mit, dass man mit der Landesstraßenbaubehörde bereits im Gespräch sei. Auch eine Auffahrt im Exterfeld würde Freude bei der Verwaltung auslösen, stehe jedoch erst einmal nicht zur Diskussion. Der Vision einer Verkehrsminderung durch Tempo 10 erteilte er jedoch einen Dämpfer. Lediglich Sperrungen (die die Verwaltung jedoch nicht favorisiere, betonte Schröder eindringlich) bewirkten eine Minderung der Verkehrsströme. Dafür müsse jedoch erst einmal der politische Wille da sein und den sehe er derzeit nicht.
Neben der Geschwindigkeitsreduzierung soll auch die Ampelschaltung an der Kreuzung in Exten für den abfließenden Verkehr aus Exten verbessert werden. Eine radargestützte Überwachung der Beschränkung soll die Einhaltung der 10 km/h bewirken: "Wer zwei oder drei Mal zahlt", sagte Kai Steding freimütig aus eigener Erfahrung, "der lernt daraus!" Nach Ablauf des einen Probejahres soll die Verwaltung dem Ortsrat von den Erfahrungen berichten.
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