1. Schon als Kind geht er nach Südamerika

    Walter Gabriel feiert 100. Geburtstag / Wechselvolles Berufsleben / Er will wissen, was in der Welt geschieht

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    RODENBERG (al). Der Rodenberger Walter Gabriel hat am vergangenen Sonntag seinen 100. Geburtstag gefeiert. Der in Vorpommern gebürtige Jubilar lebt erst seit 25 Jahren in der Deisterstadt. Davor liegen geradezu abenteuerliche Zeitabschnitte: Schon als Zwölfjähriger war er mit den Eltern nach Südamerika ausgewandert.

    Jubilar Walter Gabriel inmitten der ersten Gratulanten: die Söhne Gerhard und Rainer Gabriel, Annegret Gabriel sowie die Mitarbeiter des Häuslichen Pflegedienstes Lauenau, Sabine Fuhr, Ilka Wöbbeking und Hartmut Fuhr.

    Weil der Vater als Buchdrucker keine berufliche Zukunft mehr für sich nach dem Ende des Ersten Weltkriegs sah, entschloss er sich mit der Familie zur Fahrt über den großen Teich. Buenos Aires wurde ab 1919 zur neuen Heimat. Doch der junge Walter wollte nicht mehr die Schule besuchen und auch nicht das väterliche Metier ergreifen. So suchte er sich bald selbst wechselnde Jobs – als Schweinehirt, als Kindermädchen oder auch als Schiffslotse. 1930 nahm er endgültig Abschied von seinen Eltern, die er nie mehr wieder sehen sollte. Mit dem Schiff reiste er nach New York.

    Immer wieder hatte er neue Arbeitgeber. Er arbeitete als Tellerwäscher und Lackierer und in einer Schuhfabrik. In der Wolkenkratzermetropole lernte er auch seine spätere Frau kennen. Doch die Tochter einer Auswandererfamilie kehrte 1939 zurück nach Berlin. Walter Gabriel folgte ihr wenige Monate später.

    1943 wurde er zur Wehrmacht eingezogen, entging mit viel Glück dem Tod an der Front und durchlebte die russische Kriegsgefangenschaft mit erheblichen gesundheitlichen Folgen, die ihn fortan begleiteten. Trotzdem fand er stets Arbeit: im Sommer im Hoch- und Straßenbau, im Winter in der Zuckerfabrik.

    Die Familie wuchs um drei Söhne. Aus deren Ehen sind sechs Enkel hervorgegangen. Lange wohnte die Familie in der Heide und zog später nach Barsinghausen. Als Sohn Rainer und dessen Frau Annegret in der Rodenberger Masch bauten, holten sie die Eltern bald nach. Schicksalsschläge blieben nicht aus: Dem Tod der Ehefrau folgte ein Herzinfarkt; später erlitt Walter Gabriel auch noch einen Schlaganfall.

    Doch alle diese Ereignise hat der Jubilar überstanden und sogar einen schweren Treppensturz im vergangenen Jahr. Seitdem ist er sehr vorsichtig geworden. Sein Tag beginnt aber immer noch um 6 Uhr. Zwar kümmern sich Angehörige und Pflegedienst um sein Wohlergehen; aber das Ankleiden besorgt er immer noch selbst. Ganz besonders wichtigt aber ist ihm das tägliche Studium der Zeitung.

    Bis zur letzten Seite will er immer noch wissen, was in der Welt geschieht; besonders in den Ländern, die er selbst einmal kennen lernen konnte. Foto: al

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