STADTHAGEN (ih). Die Schulpolitik hatte sich die FDP in ihr Pflichtenheft für eine außerordentliche Kreisvorstandsitzung geschrieben. Dazu konnte die Kreisvorsitzende Renate Jobst einen Fachmann gewinnen. Mitglied des Landtages Hans-Werner Schwarz ist Schulpolitischer Sprecher der FDP-Landtagsfraktion. Das Thema des Abends lautete "Gesamtschule - kooperativ oder integriert oder gar nicht?"
Ein heißes Thema vor allem in Schaumburg. Schwarz plädierte klar für die Beibehaltung des Dreigliedrigen Schulsystems mit einer deutlichen Stärkung der Hauptschule. Es gebe Hauptschulen, die entegegen allen Trends sehr gute Ergebnisse erzielten. Diese seien praxisbezogen und beruforientiert, arbeiteten in kleinen Klassen und böten den Jugendlichen viele Anreize. Als Beispiel zog Schwarz eine Hauptschule aus dem Raum Neustadt am Rbg. heran. Durch eine dichte Kooperation mit der Berufsschule hätten die Jugendlichen einen unvergleichlichen Praxisbezug. 75 Prozent der Absolventen könnten einen Ausbildungsplatz vorweisen. Gleichzeitig müsse aber auch das Neuerrichtungsverbot für Gesamtschulen gelockert werden da im Moment der Druck sehr groß sei.
Zudem warnte Schwarz davor, die Anzahl der Abiturienten derart in die Höhe schnellen zu lassen. "Das Abitur hat dann nicht mehr die entsprechende Qualität." Zudem zeichne sich bereits jetzt ein Facharbeitermangel ab, der im Jahr 2015 deutlich zu spüren sein wird.
Im Anschluss an der Vortrag kamen die Mitglieder mit dem Referenten ins Gespräch. Viele Positionen und Sichtweisen kamen zum Ausdruck. Renate Jobst, Kreisvorsitzende, sah für die Schulsituation vor Ort andere Ansätze als der Landtagsabgeordnete. Eine Stärkung der Hauptschulen würden von den Eltern nicht angenommen. "Die kooperative Gesamtschule ist für mich die günstigste Variante." Brigitte Bödecker ging noch einen Schritt weiter als Renate Jobst. Der Elternwille sei nicht die Wahl zwischen KGS und IGS sondern gegen die Hauptschule. Die bessere Vernetzung zwischen Haupt- und Realschule sei ein Weg, die Eltern für die Hauptschule zu interessieren. Denn sie seien es, die in der derzeitigen Hauptschule eine "Restschule" sehen. Frau Bühring sprach sich ebenso wie Schwarz für die Stärkung der Hauptschule aus. Zusätzlich müssten die Kinder bereits in der Grundschule optimal versorgt werden. Gezielte und regelmäßige Förderung, kleine Klassen und gute Lehrer seien bereits im Vor- und Grundschulbereich notwendig.
Andreas Fedler hingegen plädierte dafür, "nebeneinander alles" anzubieten. Das sei seiner Meinung nach liberal. Jeder könne die Schulform für sich wählen, die er für richtig halte. Zudem müsse eine Schule keinen Pädagogen an der Spitze haben.
"Um eine Schule zu leiten, muss man betriebswirtschaftlich denken". Es müssten gute Leute geholt werden, die , möglichst für wenig Geld, arbeiteten. Francesco Güssow von den jungen Liberalen betrat ein ganz neues Feld der Diskussion. Für ihn stelle sich die Frage, warum das Fach "Wirtschaft" nicht an Gymnasien auf dem regulären Lehrplan stünde.
"In einer Zeit wie heute sollte Wirtschaftskunde stärker gewichtet werden als Kunst."
Im Nachhinein sprach sich die FDP-Kreisvorsitzende Renate Jobst nocheinmal deutlich für den Weg der Kooperation der Schulen aus.