LANDKREIS (al). Die über hundert Premierenbesucher sind schier aus dem Häuschen. Immer überzeugender, origineller und spritziger steigert das Geschehen auf der Bühne. Lachsalven und frenetischer Applaus unterbrechen die Dialoge. Längst ist der Funke aus dem Publikum auf die Mimen im Scheinwerferlicht übergesprungen. Lauenaus neues "Sägewerk" erlebt einen glanzvollen Theaterabend.
Mit dem reizvollen Boulevard-Stück "Lediglich ledig" hat die Apelerner Laiensielgruppe, die sich schon seit über zwei Jahrzehnten zu Inszenierungen verabredet, eine gute Wahl getroffen. Der Inhalt besteht weniger aus den für solche Komödien sonst üblichen Liebeleien und deren Wirrungen, sondern viel mehr aus der Not des Erfolgsschriftstellers Konrad (Jens-Peter Hirt), der zwar über harmonische Ehen Bücher schreibt, jedoch eingefleischter Junggeselle ist. Seine Kenntnisse bezieht er von Freund Oskar (Thomas Reese), der mit Margot (Gritli Tegtmeier) ein offenbar drachenähnliches Weib besitzt. Oskars horrorähnliche Berichte münzt Konrad einfach ins Gegenteil.
Ein Telegramm bringt den Mann jedoch in Not. Endlich will der Verleger seinen Bestsellerautor persönlich kennenlernen. Wo aber kommt nun die so wichtige Gattin her? Erst will Oskar seine bessere Hälfte ausleihen; dann steigt er selbst in Frauenkleider. Die neugierige Putzfrau Klara (Kerstin Lefeber), die schon länger von den Mogeleien ihres Chefs weiß, würde ebenfalls die Rolle übernehmen – und damit ihrem stets heiratsunwilligen Freund Peter (Hermann Doebel) eifersüchtig machen. Aber Konrad engagiert stattdessen bei der Arbeitsvermittlung eine Schauspielerin. Kurz darauf steht mit Beate (Brigitte Hillen) tatsächlich eine Frau vor der Tür. Jetzt überschlagen sich die Ereignisse. Immer lädierter betritt Oskar nach Margots "schlagfertigem" Einsatz die Szene, weil Maskenbildnerin Helma Koller hinter der Bühne ganze Arbeit leistet. "Zottelmonster" Klara will in Kittelschürze und Wollsocken endlich ihren Peter becircen und kokettiert vor ihm in Kittelschürze und mit Federboa und "Gummihandschuh-Spielchen". Und dann kommt auch noch der urkomische und ewig stotternde "Bald"-Reporter Heinrich (Gerhard Rauhut) ins Spiel. Am Ende rettet Konrad seine Haut; und es gibt doch noch mit Klara und Peter ein Liebespaar.
Voll des Lobes ist nicht nur das Premierenpublikum. Mitten unter den Zuschauern sitzt Autorin Ute Tretter-Schicker. Sie hat die weite Anreise aus ihrer südpfälzischen Heimat nicht bereut: "Ich wüsste wirklich nicht, was noch besser gemacht werden könnte", kommentiert sie den Verlauf schon nach dem zweiten Akt. Die nötige Erfahrung hat sie selbst als Regisseurin einer Amateurtheatergruppe gesammelt – und als Akteurin: Ihre Lieblingsrolle ist die trampelige Klara. Umso mehr staunt sie über die hiesigen Mimen: "Da ist ja noch nicht einmal ein Hänger gewesen." Anerkennung zollt sie zudem für das Ambiente im "Sägewerk": "So eine tolle Halle". Dass diese dank Tischgruppen in eine Bistro-Atmosphäre verwandelt worden sei, gebe dem Abend noch eine besondere Note.
Wer das Stück, bei dem neben vielen anderen Helfern hinter den Kulissen noch Regisseurin Evelyn Möller und Souffleuse Inge Kaufmann wichtige Arbeit leisten, ebenfalls erleben möchte: Am Sonnabend und Sonntag, 10. und 11. November, sowie am Freitag und Sonntag, 16. und 18. November, ist der Bühnenspaß für sechs Euro pro Karte zu haben. Beginn ist jeweils um 20 Uhr, nur am Sonntag öffnet sich bereits um 18 Uhr der Vorhang. Plätze stehen ausreichend zur Verfügung; Vorbestellungen sind unter der Rufnummer (05043) 3132 möglich. Einen Vorgeschmack auf die Ereignisse bietet das Internet unter www.laienspielgruppe.de. Eigens für ältere und gehbehinderte Apelerner haben die Veranstalter einen Fahrdienst eingerichtet. Start ist eine Stunde vor der Veranstaltung am Marktplatz. Die Rückkehr erfolgt etwa eine Stunde nach dem Finale. Wer den Service nutzen möchte, muss sich unter der genannten Rufnummer anmelden. Foto: al