1. "Schönheit vergeit und Hektar besteit"

    Heiratsmarkt ist auch ohne Eheabsichten ein einmaliges Erlebnis / Seit 175 Jahren treffen sich Schaumburger, Nienburger und Mindener zum Feiern WIEDENSAHL (ih). Zwischen Mettwurst, Maschinen und Meterware bahnen sich bereits seit Generationen Beziehungen an.

    Dieser Eintrag wird bereitgestellt durch Schaumburger Wochenblatt | Impressum

    "Der zuckt nicht mehr." Auch Aale finden auf dem Martinimarkt ihre Abnehmer.

    Sehen und gesehen werden: Auf der zwei Kilometer langen Flaniermeile begutachten die Besucher nicht nur das Angebot der Händler.

    Ein Gespräch hier, ein Handschlag da: Auf dem Wiedensahler Markt haben Händler und Kunden ein offenes Wort.

    Auch wenn sie vielleicht nur eine Nacht dauern. Nicht umsonst heißt der Wiedensahler Martinimarkt im Volksmund vor wie hinter dem Kanal "Heiratsmarkt". Bis heute drohen Mütter, zumeist mit einem Augenzwinkern, ihren Spätentwicklern

    und

    Stubenhocker mit Sätzen wie "Wir müssen mit dir wohl erst zum Heiratsmarkt". Denn spätestens im Dunstkeller finden zu später Stunde einsame Herzen zueinander. Ab morgen zieht es wieder Tausende in das sonst so beschauliche Dörfchen am Rande Schaumburgs. Ab zehn Uhr ist der Markt geöffnet. Rechts und links der fast zwei Kilometer langen Marktmeile warten über 300 Aussteller und Marktbeschicker auf die Besucher. Doch nicht nur das Interesse an Schinken, Töpfen und Flaschenreinigern zieht die Schaumburgerinnen auf die Marktmeile. Auf jedem Schritt heißt es "sehen und gesehen werden". Bereits vor 175 Jahren wurden mit einem Lächeln hier und einem freundlichen Wort da Ehen angebahnt. Die Männer dagegen halten sich seit Jahren zunächst an ein kühles Blondes. Neuigkeiten werden ausgetauscht, Prognosen erstellt und aus den Augenwinkeln die Schönheiten in Blond, Brünett oder Schwarz begutachtet.

    Neben dem persönlichen Begehrlichkeiten steht für viele Landwirte aus der weiteren Region auch das Geschäftliche im Pflichtenheft. Landmaschinen, Gartengeräten und Autos bis hin zu modernen Heizsystemen oder Messeneuheiten, die in keinem Geschäft zu kaufen sind, geben Impulse für die Zukunft.

    Um ein Verkehrschaos zu vermeiden bitten die Organisatoren um Marktmeister Wilfried Schweer die Besucher, den Hinweisschildern und Anweisungen der Parkplatzeinweiser zu folgen. Bedingt durch die neue Umgehungsstraße ist die Schützenstraße am Markttag nur in Richtung Raderhorst befahrbar. Wer von Raderhorst aus anreist, muss bis zum Kreisel fahren und von dort nach Wiedensahl einbiegen. Parken ist dafür in der Schützenstraße in Fahrtrichtung an beiden Seiten möglich.

    Den Besuchern sei zudem angeraten, einen Parkplatz zu suchen, auf dem der Wagen im Notfall auch über Nacht stehen bleiben kann. Denn noch so mancher mit guten Vorsätzen hat seinen Heimweg nach einem langen Markttag zu Fuß angetreten. Ob im "Dunstkeller", in "Boltens Deele", "Steubers Saal", die "Gaststätte Ronnenberg", das mobile "Schwarzwaldstübchen" oder auch das große "Bayernzelt" - es gibt einfach zu viele, legendäre Treffpunkte auf dem Martinimarkt, die alten Bekannten, neuen Freunden oder potenziellen Eheleuten einen gemütlichen Platz offerieren.

    Foto: privat/bb

  2. Kommentare

    Bitte melden Sie sich an