1. Nur die "Weiße Frau" hat der Hausherr noch nicht gesehen

    Matthias von Münchhausen berichtet beim Heimatverein über Vorfahren

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    APELERN (al). Mit annähernd 50 Zuhörern hat der erste Informationsabend zur lokalen Geschichte die Erwartungen des Apelerner Vereins für Heimatpflege und Fremdenverkehr die Erwartungen weit übertroffen. "Das nächste Mal nehmen wir einen großen Saal", versprach Vorsitzender Werner Hirt angesichts des großen Interesses. Sein neuer Stellverteter Stephan Walter hatte die Idee, für bestimmte lokale Themen Referenten zu gewinnen. Matthias von Münchhausen machte mit einem Überblick über seine Familiengeschichte und deren Einfluss auf Apelern den Anfang.

    Großes Interesse bei den Zuhörern: Matthias von Münchhausen (von links) beim Vortrag über seine Familiengeschichte und die Vorsitzenden des Vereins für Heimatpflege und Fremdenverkehr; Werner Hirt und Stephan Walter.

    Manches war Insidern schon bekannt; zum Beispiel, dass die dokumentierten Ursprünge der Dynastie bereits fast 825 Jahre zurückliegen. Als Stammvater gilt Rembert von Münchhausen, dem bis heute über 1100 direkte Nachkömmlinge gefolgt sind. Heute gibt es noch etwa 35 Nachfahren, die sich auf alle drei Jahre stattfindenden Familientagen treffen. Sehr wahrscheinlich aber liegt der Ursprung der Münchhausens, die in der Nähe von Winzlar einst ihren Sitz hatten, sogar noch weiter zurück. Schon in der dritten Generation nach Rembert teilte sich die Kette der Nachfahren in eine wohl aufgrund der Haarfarbe so bezeichnete "schwarze" und eine "weiße Linie". Apelern blieb in der Hand der "weißen Linie". Der heutige Eigentümer und auch der weltberühmt gewordene Rittmeister aus Bodenwerder gehören jedoch der zweiten Nachfahrenkette an. Es waren vorwiegend Ritter, die verschiedenen Herrschern dienten und dabei Reichtum und Besitz sammelten. Zur Berühmtheit gelangte Landsknechtführer Hilmar, der im 16. Jahrhundert von dem Geld unter anderem die Schlösser in Schwöbber und Bevern bauen ließ. Das Apelerner Anwesen wurde vom am Wiener Hof beschäftigten Kaiserlichen Rittmeister Börries etwa zur gleichen Zeit errichtet. In dieser Blütephase umfasste der Münchhausensche Besitz mehr als 40 Güter in der Region. Börries‘ Söhne ließen sich in Apelern selbst sowie in Lauenau und Remeringhausen nieder.

    Der letzte direkte Nachfahre am Riesbach war Alexander, der ohne Nachkommen starb. So fiel der Besitz durch Erwerb an die schwarze Linie. Noch bis in die fünfziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts galten die Münchhausens als größter Arbeitgeber in Apelern, als sie neben der Landwirtschaft auch eine Gärtnerei und eine Schäferei betrieben. Über 30 Beschäftigte sind es damals gewesen. Heute bewirtschaften gerade einmal drei Mitarbeiter die durch Kooperation mit zwei benachbarten Gütern entstandene dreifache Ackerfläche. Dass neben Macht und Einfluss mitunter auch "skurrile Typen" Spuren in der Familiengeschichte hinterließen, blieb nicht unerwähnt. Matthias von Münchhausen nannte Beispiele und zitierte unter anderem aus einer erhalten gebliebenen 30-seitigen Leichenpredigt. Er erinnerte an den Balladendichter Börries und dessen Zeitgenossin Agnes Miegel und befasste sich mit Rittmeister Hieronymus. Zu Unrecht hafte dem wortflinken Erzähler das Prädikat "Lügenbaron" an.

    Nicht einmal das Stichwort "Spuk" sparte von Münchhausen aus. Er selbst habe schon sich rätselhaft bewegende Gegenstände gesehen; andere Bewohner des Anwesens wollen "die weiße Frau" an der Brücke über den Riesbach beobachtet haben. Welche makabren Gründe deren Erscheinen haben könnte, wurde nur am Rande erwähnt. Zu einer kurzen Diskussion kam es dagegen zu viel ernsthafteren Dingen aus der Geschichte von Familie und Anwesen. Und ein wenig kam schon Neugier auf das zweite örtliche Adelshaus auf: Börries von Hammerstein will beim nächsten Vortragsabend nicht minder spannende Fakten darlegen. Foto: al

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