1. Aus der Hüfte heraus weltberühmt

    Lomographie findet immer mehr Anhänger

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    LANDKREIS (ih). Kronkorken haben Stephan Kaps das Tor zur Welt geöffnet. Denn der Atem-, Stimm- und Sprechtherapeut hat sie zu einer Flasche arrangiert und mit seiner kleinen Plastikkamera fotografiert. Gemeinsam mit anderen Fotos schickte er dieses Bild bei einem Wettbewerb ein. "Dann war ich auf einmal der Gewinner," erinnert sich Kaps. Vor einem echten Fotographen ginge das Ergebnis vielleicht als Kunst durch. Die Kameras jedoch würden nach professionellen Gesichtpunkten wohl durch fallen. Denn Stephan Kaps hat sich seit einigen Jahren der Lomographie verschrieben. Spezielle Kleinbildkameras mit klangvollen Namen wie "Diana" oder "Holga" fabrizieren neue Perspektiven. Eine Kamera blickt durch ein Fisch-, eine andere durch ein Froschauge. Wieder ein Modell fotografiert mit einem extremen Weitwinkel, so dass sich die Welt mit der "Horizon" ein wenig verbiegt. Der "Oktomat" hingegen hat gleich acht Linsen.

    Ein Erinnerungsfoto vor der gigantischen Lomo-Wand auf dem Trafalgar Square in London.

    Weltweit ist diese Art des Fotographierens auf dem Vormarsch. Da die Kameras extrem handlich sind, fotografiert Stephan Kaps alles und jeden, wann immer ihn die Situation dazu reizt. "Ich denke in Bildern", so Kaps. So schießt er Bilder aus der Hüfte heraus, von oben oder unten.

    Diese ungewöhnlichen Bilder verschafften ihm ein Ticket nach London. Denn die Flasche aus Kronkorken überzeugte die Jury des Wettbewerbs und er gewann die Teilnahme am Lomographie-Weltkongress in England. Eine Woche lang drehte sich alles um Kameras, Perspektiven und Filme in Workshops und Vorträgen. Auf dem berühmten Trafalgar Square hatten die Organisatoren eine Bilder-Wand aufgebaut. Doch der Bergriff "Wand" beschreibt laut Stephan Kaps das Objekt nicht wirklich. Wie ein kleines Dorf zog sich die gut zwei Meter hohe Wand über den Trafalgar Square. So konnten die Betrachter der unzähligen Fotos aus der ganzen Welt in die Lomo-Welt eintauchen. Gänsehaut habe Stephan Kaps bekommen, als er seine eigenen Bilder in dem großen Kunstwerk wiederfand.

    Der Name Stephan Kaps ist in der weltweiten Lomographie-Szene bekannt. "Ich gehöre wohl zu den aktivsten Lomographen", läßt Kaps durchblicken. Ein japanischer Journalist hat sich für seine Berichterstattung über den Weltkongress den Schaumburger für ein Interview ausgesucht. Vor der großen Bilder-Wand in London stand Stephan Kaps Rede und Antwort. Und auch die Wissenschaft klopfte bei ihm an. Eine italienische Studentin schreibt über Lomographie ihre Abschlussarbeit. Sie nutzte den Weltkongress, um sich die Arbeitsweise von Stephan Kaps genauer erklären zu lassen.

    Dabei ist, wie bei jedem Bild eines Lomographen nicht der perfekte Aufbau und die richtige Einstellung, wichtig. Die Einzigartigkeit des Momentes ist entscheidend. Daher werden die Fotos auch kaum bearbeitet. Doch es gibt ein paar Tricks, ungewöhnliche Bilder zu inszenieren. Beispielsweise nutzt Stephan Kaps Diapositiv Filme, die er dann als Negativfilme entwickeln lässt. Dieses Verfahren heißt "Crossen". Damit die Filme länger halten, langern sie seinem Kühlschrank.

    Auch in London hatte Stephan Kaps immer eine Kamera dabei. So entstand eine Reisebericht in Bildern, die London aus einer ganz anderen Perspektive zeigen. Einige Schnappschüsse hat Kaps dem Schaumburger Wochenblatt zur Verfügung gestellt. Denn die Bilder selbst erzählen die Lomo-Philosophie am besten.

    Foto: Stephan Kaps

    Ob Watson seinen Chef jemals aus der Lomo-Perspektive gesehen hat?

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