1. Hoflieferant – der lange Weg zum Titel

    Ausstellung im Landesmuseum über Hintergründe der Hoflieferanten

    Dieser Eintrag wird bereitgestellt durch Schaumburger Wochenblatt | Impressum

    BÜCKEBURG (hb/m). Jürgen Schneider, Dr. Hubert Höing und Dr. Wolfgang Vonscheidt haben eine Ausstellung zusammengestellt, die über die Hintergründe der Hoflieferanten des Hauses Schaumburg-Lippe informiert. Im Jahr 1918 waren es 78 Bückeburger, die sich mit dem Titel schmücken durften. Im übrigen Schaumburg-Lippe waren es 32 und weltweit 274 Personen, deren Gesuch angenommen worden war.

    Die Antragsteller erhofften sich mit dem Erwerb des Hofprädikats ein höheres Ansehen ihrer Produkte und Dienstleistungen und somit einen größeren Kundenkreis und höhere Umsätze. Sie durften sich beispielsweise Hof-Sattler, Hof-Kupferschmied, Hof-Zuckerbäcker, Hof-Hutmacher oder allgemein Hof-Lieferant nennen.

    Die Gesuche wurden im Hofmarschallamt bearbeitet, das Antragsverfahren war recht bürokratisch. So wurden nicht nur die Familienverhältnisse und die Vermögenslage genauestens geprüft. Als der Sattlermeister Wilhelm Limbach aus Bonn "um die Verleihung des hiesigen Hofprädikats nachgesucht" hatte, wurde das Oberbürgermeisteramt in Bonn angeschrieben und um "gefälliger Auskunft" gebeten, "ob Limbach ein florierendes Geschäft hat, in guten Vermögensverhältnissen lebt, sich eines guten Rufes erfreut und politisch zu den Gutgesinnten gehört".

    Mit dem Einreichen des Antrags wurde eine Stempelgebühr von 100 Mark fällig. Außerdem musste ein Hof-Lieferant mindestens 30 Jahre alt sein und in der Vergangenheit bereits die fürstliche Familie zufrieden stellend beliefert haben. Es trafen am Hof Gesuche sogar aus London, Wien, Prag, Brüssel und Budapest ein.

    Im Mittelpunkt der Sonderausstellung stehen die Prädikatsträger Otto Bornemann (Hof-Schmiedemeister), Friedrich Struckmann (Hof-Hutmacher), Wilhelm Limbach (Hof-Lieferant aus Bonn), Carl Faudt (Hofbäckermeister) und Ferdinand Knigge (Hoffriseur). Knigge hat am 17. Januar 1910 sein Gesuch so formuliert: "… seit einigen Jahren für Euer Hochfürstlichen Durchlaucht, Ihre Hoheit die Fürstin Mutter und seit zehn Jahren für die durchlauchtigsten Prinzen verschiedendlich betätigen zu dürfen. Meine untertänigste Bitte geht nun dahin, Euer Hochfürstlichen Durchlaucht Wollen in Gnaden mir die hohe Auszeichnung zu Theil werden lassen und mir den Titel Hoffriseur zu verleihen geruhen. In der Voraussetzung keine Fehl bitte getan zu haben, verharrt in höchster Ehrerbietung …".

    Alle schönen Formulierungen waren vergeblich – das Gesuch wurde wegen einiger Unzulänglichkeiten vom Hofmarschall abgelehnt. Vier Jahre später, am 23. Februar 1914 war Knigge mit einem zweiten Antrag erfolgreich und durfte sich fortan "Hoffriseur" nennen.

    Im Jahre 1607 ließ Graf Ernst die Hof-Apotheke für die Versorgung des Hofes mit Arzneien einrichten. 1737 erwarb Johann Andreas König die Hofapotheke. Die Familie König wurde zu Fürstlichen Hof-Apothekern auf Lebenszeit ernannt. Der bekannteste Apotheker der Familie war Georg König (1859-1936).

    Die Sonderschau ist im Landesmuseum an der Langen Straße im Oktober dienstags bis freitags von 11 bis 15 Uhr sowie sonnabends, sonntags und an Feiertagen von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Im November ist das Landesmuseum freitags von 14 bis 18 Uhr sowie sonnabends und sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Gruppenführungen können telefonisch unter 05722 / 4868 vereinbart werden. Foto: hb/m

  2. Kommentare

    Bitte melden Sie sich an