STADTHAGEN (ih). Es war alles dabei - nur die Zuschauer fehlten. Mit "Angelo" kam in der vergangenen Woche ein Musical in die Kreisstadt, das versprach "himmlisch" zu werden. An zwei Abenden folgten insgesamt rund 250 Zuschauer dem Versprechen. Dabei ließen sich Schauspieler, Musiker und Techniker von der schwachen Besetzung in den Zuschauerreihen nicht irritieren. Angelo (Ulrich Wewelsiep) – ein italienischer Lebenskünstler in den besten Jahren – begegnet während eines großen Festes plötzlich dem Tod, der ihn vor das himmlische Gericht bringt. "Himmel oder Hölle" lautet für ihn nun die Frage. Um in den Himmel zu kommen, muss Angelo einem Menschen in Not helfen. Daher darf er noch einmal für eine Stunde auf die Erde.
Buz b: Zum Abschluss feiern alle Angelo-Darsteller gemeinsam das glückliche Ende.
Wieder auf der Erde hält Angelo im letzten Moment die junge Sarah (Simone Vetter) zurück, sich von einer Brücke zu stürzen und verliebt sich prompt in sie. Sarah fühlt sich ebenfalls vom Charme Angelos angezogen. Doch auch der Teufel (Volker Arendts) entdeckt die beiden. Er wittert seine Chance und schenkt Angelo ein Mittelchen, mit dem er ewig auf Erden bleiben könne. Seiner Liebe stehe nichts mehr im Wege. Angelo zeigt Sarah, was wäre, wenn es sie nie gegeben hätte und wo sie überall fehlen würde. Schließlich gesteht er ihr seine Liebe. Er ist bereit, für sie auf den Himmel zu verzichten - da erscheint Mike (Pit Witt), Sarahs Mann, und Angelos Bewährungszeit ist abgelaufen. Soweit die Geschichte.
Weniger ist bekanntlich manchmal mehr und daran hat sich das Duo Scherer/Winkelhake bei der Konzeption an entscheidenden Stellen gehalten. Das Bühnenbild kam abgespeckt daher. Gut so, denn die deutschen Texte forderten den Zuhörer, wollte er wirklich alles verstehen.
Stimmlich überzeugten alle Darsteller. Gänsehautschauer allerdings verursachten Pit Witt und Simone Vetter in ihrem Duett "Ein Mensch wie du". Wohl jedem, der einmal in seinem Leben wirklich geliebt hat, ging dieses Lied unter die Haut bis ins Herz hinein. Allein für dafür verdienen Vollblutmusiker wie Stephan Winkelhake und Klaus Scherer großen Respekt.
Obwohl die Kostüme angemessen schlicht und das Bühnenbild ausgesucht war, sparte das Technik-Team nicht mit Licht und Sound. Der Teufel wurde in ein rotes Lichtermeer getaucht, Sterne funkelten beim Engelsgesang. Apropos Engel, sie bildeten einen Background-Chor, der seinesgleichen suchte. Gefühlvoll und präzise setzten sie Akzente. Mit Peter Wilcek, bekannt durch die Anfänge der Skyliner und Rockformationen wie CCR Revival, hatte das Musical einen ganz besonderen Engelsvorsteher: er gab - mit Rauschebart und weißem Haar - den Petrus.
Im Hintergrund wirkten die Musiker, alle aus der weiteren Schaumburger Musikszene. Christian Simon gab den Rhythmus vor, Jens Petersen und Daniel Sauk sorgte für softe wie rockige Klänge an der Gitarre , V.-F. Seidenstücker lieferte einen satten Bass. Die Tasten bedienten Didi Möller und einer der Angelo-Köpfe, Stephan Winkelhake.
Alles in allem hat das Stück gefallen. Eventuelle Kritikpunkte, wie ein knarrendes Mikrofon, sind zu vernachlässigen. Denn diese kleine Theaterproduktion kam doch ganz groß daher. Im kommenden Jahr soll es die Musik von Angelo als Silberling geben. Dann können alle Musical-Fans das Stück um die Liebe und das Leben auch zuhause genießen. Foto: ih
Die Hölle in den schönsten Farben: Der Teufel buhlt um die Seelen der Menschen.
Angelo und Sarah tanzen gemeinsam.