LINDHORST (wm). Es war, als hätte alle Welt gewusst, dass an diesem Tag der Soli-Lauf gegen Kinderarmut stattfinden würde. Viele Kommentare in Presse, Rundfunk und Fernsehen kreisten gerade um dieses Thema, selbst in der neuen "Anne-Will"-Sendung der ARD klang es am Abend mehrfach an. Die Lindhorster Bürgerinitiative "Wir für soziale Gerechtigkeit" meint bescheiden: "Im Landkreis sind wir Vorreiter."
So sagt es Matthias Hinse. Dass tausend Leute auf dem Schulhof waren, freut ihn natürlich. Sind auch so viele mitgelaufen? Na ja, wohl nicht alle, aber es sollte ja auch kein sportlicher Wettkampf werden. Wie lautete das Motto doch?: Wir müssen uns bewegen, damit sich etwas bewegt.
Gegenüber dem ersten Lauf vor zwei Jahren entwickelte sich das Ereignis weiter in Richtung Volksfest. Dabei war an diesem schönen Tag überall in Schaumburg viel los; man wusste gar nicht, wo zuerst hingehen. Das galt auch für die Politiker. Sie waren zunächst alle erschienen: Nicht nur die Oberhäupter von Gemeinde und Samtgemeinde, auch Landrat Schöttelndreier und Bürgermeister Hellmann aus Stadthagen, die Landtagsabgeordneten Helmhold, Pörtner und Runkel, der neue SPD-Landtagskandidat Grant Hendrik Tonne und der Bundestagsabgeordnete Edathy. Das war Wasser auf die Mühlen der Bürgerinitiative. "Dies soll keine Bratwurstveranstaltung sein", rief Matthias Hinse aus, "wir verfolgen seit zwei Jahren ein klares Ziel, den Kampf gegen Eltern- und Kinderarmut."
Dazu passte das ernsthafte Nachdenken über die körperlich-seelischen und finanziellen Folgen von Arbeitslosigkeit, das Pastor Hans Mehnert (Hermannsburg) im Mittagsgottesdienst anstellte und das er nachmittags in einem Vortrag nochmals vertiefte. Arbeit, das ist für ihn nicht nur die Erwerbstätigkeit, sondern auch Haushalt, Familie, Erziehung, unbezahltes Wirken bei Nachbarn, in den Vereinen und für die Öffentlichkeit. In der Diskussion ergab sich, dass mit der erweiterten Suche nach solchen Aufgaben und durch eine tiefere Verwurzelung (zum Beispiel im Glauben) das gefährdete Selbstwertgefühl der Arbeitslosen und Rentner gestärkt werden kann.
Was draußen alles an Ständen aufgebaut war, sei es zum Essen und Trinken (auch in der Mensa), zum Gewinnen, zur Unterhaltung und zur Information, das ist hier im Vorfeld alles genau angekündigt worden. Hinzu kamen Pflasterbefragungen; Striche auf dem Asphalt bewiesen deutlich, dass Stundenlöhne unter 7,50 Euro zum Leben nicht ausreichen. Da musizierte der Spielmannszug, tanzten die Kindergruppen, spielte das Kindertheater, dröhnten die Trommeln zum Startsignal für die verschiedenen Läufe. MdB Sebastian Edathy betätigte die "Klappe" dazu. Mit Feuereifer waren alle dabei, ob Rad- oder Rollschuhfahrer, Läufer, Geher, Wanderer, Einzelne oder Mannschaften. Mit großem Hallo begrüßte man die Eintreffenden am Ziel.
Den vielen, vielen Mitwirkenden gebührt herzlicher Dank. Auch denen, die eher im Verborgenen wirkten, wie Sicherheits- und Sanitätsdienste. Auch den Helfern, die Essen und Trinken zu 1 Euro an den Mann brachten.
Was nun für den Fonds der Magister-Nothold-Schule zusammengekommen ist, wird noch ermittelt. Wichtiger noch war bei einer solchen Großveranstaltung die gesellschaftliche Teilhabe!
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