Kreis Lippe. Ein Augustmorgen in Voßheide, es ist kurz nach Sonnenaufgang. Heiko Seyer hat sein Fernglas am Wegesrand aufgebaut. Er hält Ausschau nach Rotmilanen. Dabei wirft er einen kurzen Blick auf ein kleines Waldstück. "Unglaublich!" so der Billerbecker Ornithologe. Denn er sieht drei Rotmilane mit Flügelmarken. "FT, 5C und C8" notiert sich Seyer erfreut. Der 48-jährige gehört zu den Lippischen Rotmilanenfreunden. Zusammen mit Wissenschaftlern der Universität Bielefeld beringt die Arbeitsgruppe seit vier Jahren junge Rotmilane und markiert sie mit Flügelmarken.
"So erfahren wir sehr Interessantes über die Lebensweise der lippischen Rotmilane", weiß Seyer zu berichten. Er ist seit einigen Wochen viel unterwegs um markierte Rotmilane aufzuspüren. Nicht immer gelingt ihm die Ablesung des Flügelmarkencodes. Das ist aber sehr wichtig. Denn jeder Rotmilan hat sein eigenes individuelles Kennzeichen. "Wir verwenden weiße Flügelmarken mit einer schwarzen Buchstaben- oder Buchstabe-Zahl-Kombination", erklärt der Rotmilanfreund. Die Flügelmarken werden im Alter von sechs bis acht Wochen an den Flügel der Rotmilane angebracht.
"Die Flügelmarken tun den Vögeln nicht weh und behindern sie später auch nicht", sagt Jörg Westphal, der wie Seyer ein begeisterter Freund des Roten Drachens ist. "Mit jeder neuen Beobachtung eines markierten Rotmilans wissen wir mehr über seine Lebensgeschichte", führt Westphal weiter aus. So sei der Rotmilan mit der Flügelmarke FT im vergangenen Jahr bei Heiden zur Welt gekommen und in diesem Jahr wieder nach Lippe zurückgekehrt. "Er hat seine erste Überwinterung in Spanien oder Frankreich erfolgreich hinter sich", ergänzt Seyer. Und das ist eine kleine Sensation, denn häufig wird in der Literatur berichtet, dass die jungen Milane oft wenigstens teilweise das erste Jahr in den Winterquartieren verbringen.
Ist es ein Zufall, dass FT gleich wieder nach Lippe kam? Vielleicht weil das Land des Hermanns so schön ist und Rotmilanen noch eine wertvolle Kulturlandschaft zu bieten hat? Das sind Fragen, welche durch genug weitere Beobachtungen beantwortet werden können.
Damit sich die Lebensläufe der lippischen Rotmilane mit Daten füllen, wünschen sich die beiden weitere Mitstreiter, die ihnen bei den Rotmilanbeobachtungen unterstützen. Wer Rotmilane sieht, sollte auf Flügelmarken achten und sie möglichst ablesen. Dieses ist mit einem Fernglas oder Spektiv gut möglich. Dazu sollte der Beobachtungsort und die Zeit notiert werden. Jeder Melder bekommt dann als kleines Dankeschön einen Lebenslauf "seines" Rotmilans. Meldungen bitte an heiko."seyer@arcor.de" oder "j.westphal@kreis-lippe.de".