STADTHAGEN (nb). Eine Verbesserung der Zusammenarbeit mit den Bildungsträgern im Landkreis: Mit dieser Zielsetzung im Hintergrund besuchte Bundestagsmitglied Sebastian Edathy "Arbeit und Leben" in der Fröbelstraße. 180 Menschen unterschiedlichster Vorbildung und Zielsetzung erarbeiten sich in der Einrichtung zur Zeit eine neue Perspektive. Das Altersspektrum reicht dabei von 17-jährigen Schulabgängern bis hin zu 60-jährigen Arbeitssuchenden.
Für Jugendliche bieten sich, neben der Möglichkeit einen Schulabschluss nachzuholen, berufsvorbereitende Maßnahmen an. Für eine außerbetriebliche Erstausbildung stehen unterschiedliche Berufszweige mit Werkstätten vor Ort zur Auswahl.
Auszubildende in Betrieben können auf die "ausbildungsbegleitenden Hilfen" (abH) zurückgreifen; diese Programme bieten im Bedarfsfall Unterstützung und Förderung an. Kostenlose Weiterbildung wird arbeitslosen Bürgern über "Bildungsgutscheinmaßnahmen" ermöglicht, die durch die Agentur für Arbeit vergeben und gefördert werden. Sie folgen deshalb inhaltlich genau vorgeschriebenen Kriterien.
Nicht alle durchgeführten Maßnahmen verfügen über eine derartige Qualitätssicherung, die Standards schon im Vorfeld festlegt: Einige Aufträge werden über Ausschreibungen an Bildungseinrichtungen vergeben. Den örtlichen Arbeitsagenturen übergeordnete "regionale Einkaufszentren" treffen einmal im Jahr die Entscheidung, welcher Träger ein Programm durchführen darf. Geschäftsstellenleiter Dietmar Steege bemängelte im Gespräch mit Edathy die starke Preisorientierung im Vergabesystem. "Die Qualität der Umsetzung sollte das entscheidende Auswahlkriterium sein", sagte Steege und verwies auf die anschließende Integrationsquote der Teilnehmer im Arbeitsmarkt.
Förderungsbedürftige Menschen benötigten zwingend fähiges Lehrpersonal in einem beständigen Rahmen. Der "niedersächsische Referenzwert", der bei der Kostenermittlung zugrunde gelegt wird, bewege sich weit unter dem, was für eine qualitätsorientierte Durchführung realistisch sei. Die örtlichen Agenturen für Arbeit haben wenig Einfluss auf die Auswahl, obwohl sie über ortspezifische Kenntnisse und Erfahrungen verfügen.
Edathy will sich künftig dafür einsetzen, das Qualitätskriterium mehr in den Vordergrund zu stellen. Er fordert mehr Flexibilität für das Vergabesystem und ein stärkeres Mitentscheidungsrecht, das den beteiligten Agenturen die Möglichkeit gibt, vorhandenes Wissen direkt in die Trägerlandschaft einfließen zu lassen. Während der Besichtigung stellte sich der Bundestagsabgeordnete auch den Fragen und kritischen Anmerkungen der Fortbildungsteilnehmer des "Computer Numeric Control"-Kurses (CNC). Das Fazit: Einbußen durch die Änderung der Pendlerpauschale und eine generelle Sorge um die berufliche Zukunft schaffen eine Stimmung, die von Resignation und Grundskepsis geprägt ist. "Arbeitssuchende erhalten hier Unterstützung und haben gute Chancen", hielt Edathy gegen und rief zu mehr Optimismus auf, "die Chancen sind in Deutschland größer als die Probleme und Risiken". Die Einrichtung "Arbeit und Leben" kann eine beachtliche Erfolgsquote vorweisen, in Teilbereichen konnten 100 Prozent der Kursteilnehmer in Arbeit vermittelt werden. Das stößt auf viel positive Resonanz und ruft mehr Bewerber auf den Plan, als Plätze vorhanden sind.
Gute Aussichten: Die Arbeitssuchenden erhalten in den Bereichen der Metallverarbeitung eine fundierte Qualifikation.
Resignation als Reaktion auf die allgemeine wirtschaftliche Situation: Die CNC-Schüler haben viele Fragen.
"Das Vergabesystem für Bildungsmaßnahmen müsste qualitätsorientierter sein" findet Dietmar Steege.
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