In den Kommunen laufen die Haushaltsplanungen für das Jahr 2024.
In Rodenberg und Nenndorf ist deutlich zu erkennen, dass bei einem
defizitären Haushalt an eine Senkung der Gewerbesteuer nicht zu
denken ist. Um dies zu ermöglichen müssten Bund und Land ihren
Zahlungen nachkommen, sagt Dr. Thomas Wolf. Die Gewerbesteuer, die
wichtigste Einnahmequelle der Kommunen, bleibt umstritten und ist
für viele Unternehmen derzeit eine zusätzliche Last. Schrecken die
Höhen der Gewerbesteuersätze ab, dass sich keine neuen Gewerbe im
Raum Rodenberg und Nenndorf ansiedeln? Immerhin liegt der
Gewerbesteuersatz in der Stadt Rodenberg mit einem Wert von 490 auf
gleicher Höhe mit der Stadt München. Bad Nenndorf und Haste liegen
mit den Werten von 420 beziehungsweise 440 zwischen den Werten der
Städte Berlin und Braunschweig. Kämmerer Frank Behrens, Bad
Nenndorf, und Thomas Wolf, Samtgemeindedirektor Rodenberg, beziehen
Stellung und ordnen die Situation für beide Städte ein. Um die
Bedeutung der Gewerbesteuereinnahmen für den kommunalen Haushalt
einordnen zu können ist zu sehen, dass sie bei den
Mitgliedsgemeinden durchaus unterschiedlich ausfallen, je nachdem
wie sie wirtschaftlich aufgestellt sind, und meistens ein Großteil
der Einnahmen ausmachen. Zum Beispiel kommen 23 Prozent der
Gesamtsteuereinnahmen für Bad Nenndorf aus Gewerbesteuern
(Hohnhorst 15 Prozent, Suthfeld 9 Prozent und Haste 8 Prozent). Die
Gemeinde Apelern erhält etwas über 1 Million Euro an
Gewerbesteuern, bei Gesamteinnahmen von etwa 2,3 Millionen. Das
entspricht einem Anteil 34 Prozent der Gesamteinnahmen. Für die
Gemeinde Hülsede sind es 106 Tausend Euro Gewerbesteuereinnahmen,
was etwa 10 Prozent der Gesamteinnahmen entspricht. In Rodenberg
sind es rund 28 und im Flecken Lauenau 34 Prozent.
Eine direkte Beschwerde über die Höhe der Gewerbesteuer habe er
persönlich noch nicht erfahren, sagt Frank Behrens. "Nur einer ist
bei mir gewesen, ein größerer Gewerbesteuerzahler, der sagte:
Erhöht bloß nicht den Hebesatz. Er sei auch flexibel und könnte
auch gehen." Ob es weitere Rückmeldungen diesbezüglich beim
Samtgemeindedirektor gegeben habe, der hauptsächlich bei
Gewerbeansiedlungen angesprochen wird, sei ihm nicht bekannt. "Aber
wir sind hier schon in der Weise sensibilisiert, dass wir dort
nicht machen können, was wir wollen. Das ist klar." Ob die
Gewerbesteuer eher abstoßend oder anziehend wirkt, die Grenze des
Erträglichen erreicht, das hänge ganz vom Unternehmen ab, meint
Thomas Wolf. Bei einem Unternehmen könnten die Abgaben eine große
und beim anderen eine geringere Rolle bei entsprechender
Wettbewerbsfähigkeit spielen. Wolf: "Grundsätzlich tut sich eine
Kommune immer sehr schwer, Gewerbesteuer zu erheben, weil sie eher
darum wirbt, dass es Ansiedlungen gibt, um die Gewerbesteuer zu
erhöhen. Wir stehen durchaus in Konkurrenz mit vergleichbaren
Gemeinden und müssen uns der Konkurrenz auch stellen. Hierbei ist
die Gewerbesteuer immer nur ein Argument für die Gewerbeansiedlung.
Ich glaube allerdings, dass die Gewerbesteuer bei der Entscheidung
für einen Standort nicht eine solch große Rolle spielt, wie andere
Faktoren. Wie zum Beispiel die weichen Standortfaktoren, wie die
Bürokratie des Ortes aussieht, die Schulen, ob das Lebensumfeld
attraktiv ist, für die Gewinnung von Mitarbeitern." Bei der Frage
der Ansiedlung von Unternehmen ist das anders. "Es ist aber schon
so, dass ich mir bei einem Unternehmensbesuch in Lauenau sagen
lassen musste, dass die letzte Erhöhung bei den Unternehmen
durchaus kritisch wahrgenommen wurde." Die Höhe der Gewerbesteuer
sei immer wieder genau abzuwägen, was immer wieder sehr schwierig
sei. "Ich würde die Anhebung der Gewerbesteuer jetzt sehr ungern
wieder tun, da wir es in der letzten Haushaltsaufstellung getan
haben."
Im Vergleich zu anderen Kommunen in Schaumburg sei die
Gewerbesteuer sicherlich höher. "Allerdings glaube ich, dass in Bad
Nenndorf auch einiges für die Gewerbetreibenden geboten wird und
somit dieser Gewerbesatz schon gerechtfertigt ist", erläutert
Behrens. Zum Beispiel sei der Fremdenverkehrsbeitrag abgeschafft
worden, der die Unternehmen mitbelastet habe. Die Gewerbesätze in
ihrer unterschiedlichen Höhe sind ein Produkt der jeweiligen
politischen Entscheidung der Gemeinden, betont der Kämmerer. Auch
jetzt stehe die Politik vor dieser Entscheidung zu sagen, "wir
wollen dem Haushaltsausgleich näherkommen oder sogar schaffen und
erhöhen daher den Gewerbesteuerhebesatz". Hingegen zeige sich,
"dass das Defizit im Haushalt, was im Moment im Entwurf steht, so
groß ist, dass wir sagen, an die Gewerbesteuerhebesätze gehen wir
auf keinen Fall. Dass würde auch nicht viel bringen". Womit und wir
das Defizit ausgeglichen können, müsse erst noch sondiert werden.
"Zunächst wird keine Empfehlung der Erhöhung des Hebesatzes im
neuen Haushaltsentwurf für die politischen Gremien
vorgeschlagen."
Jeder, der etwas zahlt, möchte etwas dafür bekommen. Was bietet die
Stadt den Gewerbetreibenden, dass der jeweilige Standort so
attraktiv ist, dass sich Gewerbe hier niederlässt? "Zunächst haben
wir den großen Erfolg im Gewerbegebiet Gehrenbreite. Alle
Grundstücke sind verkauft. Also sind Gewerbebetriebe durchaus
bereit sich bei uns anzusiedeln. Denn als wir das Gewerbegebiet
erschlossen haben, waren wir schon beim augenblicklichen Hebesatz
von 420 Prozent", erklärt Behrens. Vielleicht spiele auch die
günstige Verkehrslage eine größere Rolle. Dann sind die Baugebiete
zu sehen, die gerade für junge Familien von Bedeutung sind. "Wir
haben Einrichtungen der Kinderbetreuung, die Schulen, einen Kurpark
zur Erholung der Menschen. Bad Nenndorf bietet einiges zusammen mit
der Samtgemeinde. Die harten sowie die weichen Standortfaktoren für
die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Unternehmen sind
stimmig."
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Ist die Höhe der Gewerbesteuer ausgereizt?
Trotz defizitärem Haushalt ist eine weitere Erhöhung der Gewerbesteuer nicht angedacht
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