Ein halbes Jahr war Matthias Maurer als Astronaut im Weltall unterwegs und ist Mitte Mai wieder auf die Erde zurückgekehrt. Liebe Leserinnen und Leser, nach seinen Eindrücken gefragt, sagte er auf einer Pressekonferenz unmittelbar nach der Landung, dass für ihn das Schönste im Weltraum der Blick von oben auf die Erde gewesen sei. "Man erkennt da Dinge, die man vorher eigentlich nur in Zahlen gelernt hat", sagte der Ingenieur, "und plötzlich versteht auch das Herz, was da unten passiert." Wenn man in 90 Minuten einmal die Erde umrundet, begreife man, "dass das alles eine Einheit ist" und dass die Menschen gemeinsam Verantwortung für den Planeten übernehmen müssten. Am liebsten würde ich gerade zur Zeit so einige Verantwortliche zur internationalen Raumstation ins Weltall schicken, damit auch ihr Herz versteht, dass weder Krieg noch Hass noch Ausgrenzungen noch die Ausbeutung der Natur unserem Leben auf dieser Erde dienen. Da das aber leider so nicht funktionieren wird, muss es andere Wege geben. Auf die Frage, was Matthias Maurer im Weltall gefehlt habe, antwortete er, er habe die Natur vermisst: "Die Farbe Grün hat mir gefehlt". Und er freue sich auf ein Stück "knusprige Pizza". Auch den meisten von uns wird wohl ein Astronautenblick auf die Erde nicht vergönnt sein. Aber vielleicht muss auch keiner so weit reisen, damit das Herz versteht, was für unser Zusammenleben auf diesem Planeten wichtig ist. Vielleicht reicht schon ein aufmerksamer Blick in das Grün unserer Gärten, Bäume und Felder, um zu erkennen, dass wir Teil eines wunderbaren und wunderschönen Zusammenhanges sind. Und oft wird der Blick in die Augen eines hilfesuchenden Menschen oder sogar schon die Nachricht von Hilfesuchenden zum tatkräftigen Handeln motivieren - so wie wir es die letzten Wochen von vielen Menschen auch in unserem Landkreis gegenüber ukrainischen Geflüchteten erleben. Nun beginnt die Sommer- und Reisezeit. Wenn Sie bei einem Stück knuspriger Pizza oder etwas anderem Schmackhaften aufs Meer oder ins Grün blicken, möge Ihr Herz erfüllt werden mit Dankbarkeit, Erkenntnis und dem Mut, sich weiter für ein gutes Zusammenleben auf dieser Erde einzusetzen, an dem Ort, an dem Sie gerade auf Ihrer "Umlaufbahn" unterwegs sind.
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Plötzlich versteht es auch das Herz
Pastor Falk Nisch, Beckedorf
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