1. Stadt, Land, alles im Fluss

    Gymnasium beendete erfolgreich letztes ERASMUS+ Treffen in Frankreich

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    Im Rahmen des seit 2019 laufenden "ERASMUS+-Projekts FOCUS" ging es diesmal für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Nenndorfer Gymnasiums nach Frankreich, zum letzten Projektreffen mit den Partnerschulen aus Frankreich, Polen und Spanien. Das Projekt, das eigentlich schon im Sommer 2021 beendet sein sollte, aber Corona-bedingt um zwölf Monate verlängert wurde, geht damit auf die Zielgerade, wie Kay Tomhave, Oberstufenkoordinator des Gymnasiums, mitteilt. Das EU-finanzierte ERASMUS+-Projekt FOCUS befasst sich mit Aspekten der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft urbanen Lebens in Europa. In den vorangegangenen Treffen standen die Geschichte städtischen Lebens oder die urbane Architektur im Vordergrund. In der französischen Partnerschule in Champagné, einem Vorort von Le Mans, sollte vor allem die politische Dimension urbanen Lebens behandelt werden. "Naturgemäß geht das heute nicht, ohne Fragen der Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit zu berücksichtigen", erklärt Tomhave in einer Mitteilung. Während in der Schule vor Ort der erste Tag traditionell für ein Kennenlernen und die Vorbereitung genutzt wurde, diesmal etwa Vorstellungen verschiedener NGOs - Nichtregierungsorganisationen oder auch nichtstaatliche Organisation - für die Belange von Fahrradfahrern, Behinderten und zum Müllproblem, standen schon am zweiten Tag in Le Mans Besuche bei der Müllverbrennungsanlage und einem Recyclingcenter auf dem Programm, ein Nachmittag im Park Guy Malny rundete den Tag ab. In diesem Park findet jährlich das Street-Art Festival Plein Champ statt, bei dem kontroverse Kunst im öffentlichen Raum inszeniert wird. Die meisten Kunstwerke sind das ganze Jahr zu sehen, bevor die Flächen wieder neu gestaltet werden. Am darauffolgenden Tag wartete der Höhepunkt auf die Teilnehmerinnen und Teilnehmer: der ganztägige Ausflug nach Nantes und St. Nazaire. In beiden Städten, an der Loire und am Atlantik gelegen, können die Entwicklungen der Stadtplanung gut nachvollzogen werden. In Nantes gibt es inmitten des Flusses, auf einer Insel, die Ile de Nantes, ein ehemaliges Industrie-, vor allem Werftgebiet mitten in der Stadt. "Nach dem Niedergang der Werftindustrie - auch weil der Fluss nicht mehr genügend schiffbar war für die immer größer werdenden Schiffe - entstand eine riesige Brache, die seit den 1990er Jahren neu bebaut und gedacht wird. Während im touristischen Mittelpunkt Les Maschines de l'Ile stehen mit einem roboterhaften Elefanten zum Mitreisen, und einem von Jules Vernes inspirierten Karussell, findet man auf der Insel heute einige Hochschulen, viele neue Apartmentblocks und ein futuristisches Gerichtsgebäude. Das Ganze wird garniert von Kunstwerken, die überall zu entdecken sind", erläutert der Pädagoge. St. Nazaire wird hingegen dominiert von einem überdimensionierten U-Bootbunker, den das Deutsche Reich dort im Zweiten Weltkrieg zum Schutz der U-Boote errichten ließ. Da sich dieser Bunker selbst als unzerstörbar erwies, legte man stattdessen die gesamte Stadt in Schutt und Asche, was zum Wiederaufbau nach dem Krieg zwang. Dabei folgte man bewusst alten Traditionen, die man jedoch an die Erfordernisse der neuen Zeit anpasste. Heute ist St. Nazaire wieder eine aufstrebende kleine Stadt. Vor der Heimreise wurde an zwei Tagen in der Schule gearbeitet und die Reise mit einem Besuch der Kathedrale von Le Mans und des bezaubernden Altstadtviertels La Cité Plantagenet abgerundet. In der Arbeitsphase gab es neben verschiedenen Workshops, in denen das Gesehene und Erlebte inhaltlich in verschiedene Formen aufbereitet wurde, auch einen Parkour-Lehrgang von zwei Jungs aus Le Mans, die sich als echte Könner bei der Nutzung urbaner Lebensräume als "Sportplatz" erwiesen. Während in einigen Workshops debattiert und Präsentationen gefertigt wurden, gab es auch eine Gruppe, die einen Escape-Room erstellte, den man mit Wissen von entsprechenden Programmpunkten lösen konnte. Eine weitere Gruppe verfasste einen Brief des Projekts an Marietta Karamanli, eine Abgeordnete der Assemblée Nationale, die am Donnerstagvormittag für eine Stunde mit den Teilnehmern diskutierte. "Gerade der Brief verdeutlichte nochmal, dass gerade urbane Lebensräume zukunftsfähige Lösungen brauchen, die jetzt entwickelt und durchgesetzt werden müssen, auch wenn schon vieles im Fluss ist", so Tomhave. Jetzt muss das Material aufbereitet und nutzbar gemacht werden. Als finales Produkt, in der heimischen Umgebung von Bad Nenndorf, soll es eine Handreichung geben, in der alle Projektaktivitäten zur Nachahmung gesammelt und veröffentlicht werden.

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