1. Ziel ist ein großer Wurf in der Herzklappen-Chirurgie

    Start-Up-Stadthagen steigt bei Medizintechnik-Unternehmen ein

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    STADTHAGEN/LANDKREIS (bb). Den Standort Stadthagen stärken, indem Gründungs- oder junge Unternehmen mit großem Potential finanziell und auch mit Rat unterstützt werden, dazu ist die Start-Up-Stadthagen GmbH angetreten (wie berichtet). Nach längerer Phase der Sichtung haben die Gesellschafter nun die erste Beteiligung bekannt gegeben, sie steigen beim Medizin-Technik-Unternehmen "Klavant GmbH" ein. Die Geschäftsidee habe voll überzeugt, berichtete Axel Sendke, einer der Geschäftsführer von Start-Up-Stadthagen. So habe sich die Beteiligungs-GmbH entschlossen, einen Großteil ihres Kapitals von 320.000 Euro zu investieren. 300.00 Euro gehen an das Medizintechnik-Unternehmen, dessen patentiertes Verfahren im Bereich der Herzklappen-Operationen das Zeug habe, in diesem Bereich ganz neue Standards zu setzen, wie Sendke ausführte. Damit erwirbt Start-Up-Stadthagen etwa 5,7 Prozent der Anteile von "Klavant". Die Entscheidung einzusteigen, sei motiviert durch die Überzeugung vom großen Entwicklungspotential des Startups. Damit verbunden sei einerseits die Hoffnung auf einen geschäftlichen Vorteil sowie die Förderung des Standorts Stadthagen. Andererseits würden die Beteiligten auf den Fortschritt schauen, welche Verbesserungen für die Gesellschaft die angepeilten Fortschritte im Bereich der Herz-Operationen versprächen, so Sendke. Neue Grundlage für Millimeterarbeit am offenen Herzen: "Klavant-Geschäftsführer" Michael Bogatzki vermittelte einen Eindruck von der Tätigkeit des 2019 in Minden gegründeten Unternehmens. Dieses entwickelte ein neuartiges Verfahren für Operationen an Aorten-Herzklappen. Bei der Wiederherstellung von geschädigten Herzklappen gehe es um Millimeter-Arbeit an hauchdünnem Gewebe, wie Bogatzki ausführte. Vor allem von der Erfahrung des Chirurgen sei es abhängig, wie gut diese Operationen am offenen Herzen gelingen würden. Mit dem neuentwickelten Verfahren soll dem Operateur eine ganz andere Grundlage für seine Arbeit an die Hand gegeben werden. Basis ist dafür eine sehr genaue Vermessung mit Kameras und die Darstellung in einer dreidimensionalen Bildgebung. Dabei wird während der OP auch der Blutdruck auf die Klappe simuliert, so ist in gewisser Weise eine Überprüfung der Funktionsweise direkt im Zuge der Operation möglich. Einer der großen Vorteile: Ist das Ergebnis nicht befriedigend, kann der Chirurg sofort korrigieren. Bisher war dies nicht möglich, so Bogatzkis Ausführungen. Mit der Folge, dass der schwerwiegende Eingriff mit Öffnung des Brustkorbes bei unbefriedigendem Ergebnis komplett wiederholt werden musste. Mit dem Verfahren würden Nach-Operationen viel seltener nötig, die Sterblichkeit sinke, die Ergebnisse würden insgesamt verbessert. Erhebliche Vorteile also, sowohl für den einzelnen Patienten als auch für die Gesellschaft insgesamt. Über rund 30 Jahre sei das Verfahren nicht grundlegend verbessert worden, jetzt sei es Ziel einen ganz neuen Standard zu erreichen. "Weltweit einzigartige Entwicklung": Sendke führte aus, dass sich die Gesellschafter zu der Materie im Austausch mit Professor Hans-Joachim Schäfers, Herzchirurg am Universitätsklinikum des Saarlandes und international hoch anerkannter Fachmann mit Unterstützung anderer Mediziner informiert hätten. Dieser habe geschildert, dass "Klavant" weltweit eine einzigartige Entwicklung vorantreibe. Herzchirurgen würden dringend auf die Zulassung des Verfahrens warten. Dieser Austausch habe einen wichtige Grundlage für die Entscheidung geliefert. "Klavant" werde am 31. März eine Zweigstelle in Stadthagen in der Oberwöhrener Straße 1 eröffnen, so Sendke. Rund 30 Mitarbeiter würden dieser zugeteilt. Gefragt seien vor allem Entwickler von Software wie Gerät, ebenso Service und Vertrieb, wie er mit Bogatzki ausführte. Entsprechend könne Stadthagen auch von Gewerbesteuereinnahmen profitieren. Vertraglich sei vereinbart, dass die Zweigstelle zehn Jahre am Ort bleiben müsse. Sendke erklärte gemeinsam mit seinem Geschäftsführerkollegen Axel Bergmann, dass Start-Up-Stadthagen sich mit rund 15 Unternehmen auseinandergesetzt habe, um eine Beteiligung zu prüfen, aber sich nie zum Einstieg entschlossen habe. "Klavant" habe so überzeugt, dass man sich zur Investition nahezu des gesamten Kapitals entschieden habe. "Das hat das Zeug zu einer Riesennummer", so Sendke. Nehme das junge Unternehmen eine Entwicklung wie erhofft, ergebe sich zudem die Chance, dass sich im Sog weitere Medizintechnik-Unternehmen ansiedeln. Die Gesellschafter von Start-Up Stadthagen, zu ihnen gehört auch die Stadt, seien sich einig, nun auch weitere Gründungsunternehmen zu finanzieren. Erste Kapitalgeber hätten schon ihre Bereitschaft angemeldet, wie Sendke festhielt. Foto: bb

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