1. Vier neue Stolpersteine sollen nun in den Bürgersteig in Lauenau

    Initiative nach zweitem Besuch der Hammerschlag-Brüder in Lauenau / Schicksale näherbringen

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    LAUENAU (al). Den bisher verlegten fünf Stolpersteinen in Lauenau sollen vier weitere Exemplare folgen. Das hat der örtliche Apotheker Thomas Berger angeregt. Hintergrund seiner Initiative ist der kürzlich erfolgte zweite Besuch der beiden Brüder Hammerschlag, die bereits im Frühsommer ein erstes Mal auf den Spuren ihrer Vorfahren waren. Damals hatten sie auch zwei Experten mitgebracht, die sich an der Stockton-Universität im amerikanischen New Jersey der Aufarbeitung des Holocausts widmen. Lennard und Marc Hammerschlag vollzogen die Wege ihrer Großeltern nach, bevor diese vor den Nazi-Schergen ins Ausland flüchten mussten. Ein Kameramann begleitete ihren Besuch in Lauenau und auch die Begegnungen mit Einwohnern. Ein Höhepunkt war die Präsentation der Thora-Rolle, die sich bis vor 80 Jahren im Gebetsraum der hiesigen Juden befand. Diese kleine Synagoge dient heute als Klubraum der Gaststätte "Akropolis". Hier kamen die beiden Hammerschlag-Brüder auf Einladung von Berger und dem Vorsitzenden des örtlichen Heimat- und Museumsvereins, Jürgen Schröder, mit Zeitzeugen zusammen, die sich noch an Vater Lutz und die Großeltern erinnern konnten. Diese führten ein Textilgeschäft im heutigen Haus "Am Rundteil 2". Ilse Richter berichtete von Kontakten über den Zaun, weil die Gärten der beiden Familien im "Hausweidenfeld" aneinander grenzten. Heyno Garbe, wusste ebenso wie Ilse Richter einige Details aus dem Ladengeschäft und von einem Ereignis in der Reichskristallnacht am 9. November 1938: Da sei eine Scheibe an der Tür eingeschlagen worden. Die jetzt 99-jährige Edith Krückeberg erinnerte sich noch lebhaft, wie sie mit Lutz Hammerschlag gespielt habe. Da nickte auch Willi Nolte: Fußball sei die Leidenschaft der Jungen gewesen. Anneliese Meyer berichtete, dass der Vater wiederholt noch ihren später verstorbenen Mann besucht habe. Auch Fritz Battermann und Gudrun Rhein steuerten Erlebnisse bei. Garbe beschrieb das jähe Ende der Familie in Lauenau. 1939 seien erst das Inventar und dann das Haus öffentlich versteigert worden. Die vierköpfige Familie wanderte ins damalige Rhodesien (heute: Simbabwe) aus und überlebte auf diese Weise die Schreckensherrschaft. Dem Sohn Lutz ist es zu verdanken, dass in der neuen Heimat wieder eine Existenz aufgebaut werden konnte. In Lauenau galt die Familie, der auch das Haus Coppenbrügger Landstraße 1 (Restaurant Akropolis) gehörte, noch als wohlhabend. Beim Start in Rhodesien war sie völlig mittellos. Für Lennard Hammerschlag ist es nach eigenen Worten zum "Lebensziel" geworden, jungen Menschen das Schicksal der Juden näherzubringen. In Lauenau will Berger diese Absicht mit weiteren "Stolpersteinen" unterstützen. Bereits 2015 war auf diese Weise der ermordeten Familie Freudenthal (Lange Straße) und der Geschwister Alfred, Martha und Ida Hammerschlag (Marktstraße) gedacht worden. Da Stolpersteine auch für Überlebende und/oder Entrechtete verlegt werden können, will er nun auf gleiche Weise Adolph, Franziska und deren Söhne Ernst und Ludwig ("Lutz") Hammerschlag berücksichtigt wissen. Die Steine sollen direkt vor dem Geschäftshaus durch den Kölner Künstler Günter Demnig ihren Platz finden - neben den Namen und der Jahreszahl 1939 mit dem Hinweis "Enteignet und vertrieben". Foto: al

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