1. Abgebrannte Elektromotoren kommen in Quarantäne

    Alternative Antriebe stellen Rettungskräfte vor neue Herausforderungen

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    LANDKREIS (mk). Die Zahl der Elektro- und Hybridfahrzeuge auf deutschen Straßen nimmt stetig zu: Am 1. Januar 2018 gab es rund 236.700 Hybrid- und 53.861 Elektrofahrzeuge in Deutschland (Quelle: statista). Tendenz steigend. Doch die neue Technik stellt die Einsatzkräfte der Feuerwehr vor neue Herausforderungen. Und immer wieder stehen Gerüchte im Raum, dass deren Bergung besonders gefährlich ist. Schaumburgs Kreisbrandmeister Klaus-Peter Grote gibt diesen Gerüchte zumindest in Teilen Recht. In der Vergangenheit sei die Brandgefahr von Elektroautos hochbeschworen worden. Besonders der Hersteller "Tesla" hatte am Anfang mit dem Model S einige Schwierigkeiten. Ein besonders spektakuläres Video postete die Feuerwehr aus Landeck. Zu sehen ist ein Tesla Model S in Flammen. Die Feuerwehr berichtete, dass die Löscharbeiten schwierig gewesen seien, da das Feuer immer wieder aufflammte. "Erst nach dem Durchtrennen der Stromzufuhr von den Hochleistungsbatterien war es möglich, das Feuer endgültig zu bekämpfen" so die Feuerwehr. Anschließend musste das Fahrzeug 48 Stunden in Quarantäne, um sicherzustellen das es nicht zu erneuten Bränden kommt. Eine Maßnahme die Tesla genau so empfiehlt. In den USA waren in der Vergangenheit immer wieder brennende Tesla in die Schlagzeilen geraten. Nach den ersten Bränden reagierte Tesla und schützte die Batterien durch einen zusätzlichen Titanpanzer. Der Titanpanzer in Landeck hat offensichtlich seinen Nutzen erfüllt. Die Insassen konnten das Fahrzeug verlassen und die Feuerwehr den Brand löschen. Grundsätzlich gilt: Ein Lithium-Ionen-Akkumaltor verbrennt in einem sehr heißen Feuer. Werden Li-Ionen-Zellen überladen oder hohen Temperaturen ausgesetzt, wie sie bei einem Unfall entstehen können, dann bricht die Schichtstruktur der Metalloxide zusammen. Bei diesem Vorgang werden hohe Energiemengen freigesetzt sowie Sauerstoff. Die hohe Wärme führt zu einer Verdampfung der Elektrolytflüssigkeit, hierdurch entstehen leichtbrennbare Gase. Entzündet sich dieses Gas brennt die Li-Ionen-Zelle. Dieser Vorgang ist ein sich selbst verstärkender Prozess und kann die eingelagerten Li-Atome entzünden, was zu einem Metallbrand führt. Brennt solch ein Akkumulator, ist er nur sehr schwer zu löschen, da die Li-Ionen-Zellen den zum Brand benötigten Sauerstoff selbst erzeugen. Die Akkubrände sollen laut Tesla mit sehr viel Wasser bekämpft werden, da so die umliegenden Zellen gekühlt werden. Die benötigte Wassermenge kann dabei über 11.000 Liter erfordern. Die erhöhte Brandgefahr bei Elektroautos, so Grote, hat sich in der Praxis jedoch nicht bewahrheitet. Trotzdem will zum Beispiel das baden-württembergische Wirtschaftsministerium diesen Bereich noch weiter erforschen. Ein neues Forschungsvorhaben soll nun das Risikopotential der Akkus erforschen und aufzeigen, wie dieses minimiert werden kann. Ziel ist es die potentiellen Risiken "methodisch für die virtuelle Produktentwicklung aufzuarbeiten". Für die Feuerwehr bedeutet dies, dass größere Mengen an Löschwasser benötigt werden. Grote betont, dass auch die Zusammenarbeit mit der Industrie insbesondere in Bezug auf Informationen verstärkt werden müsse. Ein gemeinsamer Erfahrungsaustausch sowie Fortbildungen in diesem Bereich erachtet er als sinnvoll. Zudem müssen die Rettungskarten detaillierte Informationen enthalten, um einen gefahrlosen Rettungseinsatz zu gewährleisten. Noch, so Grote, gebe es für den Landkreis Schaumburg kaum entsprechende Szenarien, bedingt durch die Einsatzhäufigkeit auf der Autobahn komme es kurz- und mittelfristig sicherlich zu mehr Unfallsituationen mit Elektro- und Hybridfahrzeugen. "Die Feuerwehren sehe ich dafür gerüstet", so Grote abschließend. Foto: mk/pixabay

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