1. Warum muss Tobias Roggenkamp die Pfarrstelle in Krankenhagen verlassen?

    Im Dorf munkelt man über Intoleranz / Der Kirchenvorstand steht hinter dem scheidenden Pfarrverwalter

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    KRANKENHAGEN (ste). Beim Konzert der Big-Band der Bundeswehr war es Thema unter den Gästen, beim Tag des Friedhofs und überall dort, wo sich Menschen trafen ging es darum: "Hast Du schon gehört, die haben unseren Pastor gefeuert!" Gemeint ist Pfarrverwalter in Ausbildung Tobias Roggenkamp aus Krankenhagen und "gefeuert" ist der zwar nicht, aber er muss seine in Krankenhagen angefangene Ausbildung an einer anderen Pfarrstelle fortsetzen. Roggenkamp, Baujahr 1969, wurde erst im November letzten Jahres als der neue Pastor in Krankenhagen mit einem Begrüßungsgottesdienst in sein Amt eingeführt, sollte im November diesen Jahres ordiniert werden und die Stelle übernehmen. Zuvor war er 21 Jahre in verschiedenen Gemeinden als Diakon tätig und genoss ein hohes Ansehen durch seine positive Einstellung, seine unkonventionellen Ideen und seine Neugier am Glauben (Meller Kreisblatt). Doch warum muss er jetzt nach nur zehn Monaten in Krankenhagen gehen? Eine Frage, die derzeit nicht nur viele Krankenhäger umtreibt. Und manche haben hinter vorgehaltener Hand darauf auch schon eine Antwort: "Einigen im Dorf hat es offenbar missfallen, dass er mit seinem Mann durch den Ort gegangen ist", will es ein Urgestein aus dem Ort wissen. Tobias Roggenkamp ist nämlich verheiratet mit einem Mann. Seinen Namen in der Zeitung lesen möchte der Informant ebenso wenig wie der nächste: "Er hat auf Beerdigungen so einfühlsam geredet, sich in kurzer Zeit so gut integriert in die Gemeinde, ist aktiver Feuerwehrmann und immer ansprechbar!" Das Gerücht ist also im Ort, wabert auch darüber hinaus und es stellt sich die Frage, ob der Umstand der Homosexualiät in der heutigen Zeit noch Auslöser für eine Umbesetzung der Pfarrstelle sein kann? "Nein", sagt die Kirchenvorstandsvorsitzende Christel Struckmann: "Das war uns vorher bekannt und ist kein Problem!" Die Gemeindemitglieder sollen in dieser Sache mit einer offiziellen Verlautbarung des Kirchenvorstands beruhigt werden: "Liebe Gemeindemitglieder, liebe Bürgerinnen und Bürger in Krankenhagen, aufgrund der Mutmaßungen im Ort über den doch plötzlichen Abschied von Herrn Roggenkamp möchten wir für die Gemeindeöffentlichkeit feststellen, dass sein Wechsel ausschließlich etwas mit seiner Ausbildung zum Pfarrverwalter und darin mit seinem Hineinfinden in die administrativen und gemeindeleitenden Aufgaben eines Pastors zu tun hat", beschwichtigt der Kirchenvorstand. Und fügt an: "Das Landeskirchenamt der Ev.-luth. Landeskirche Hannover trägt die Verantwortung für die Ausbildung. Dort wurde entschieden, dass Herr Roggenkamp zu diesem Zeitpunkt in der Kirchengemeinde Krankenhagen die Ausbildung nicht erfolgreich beenden kann!" Christel Struckmann als Vorsitzende des Kirchenvorstands ist sauer über die Gerüchte im Dorf: "Der Kirchenvorstand steht hinter Roggenkamp; mehr sage ich nicht!" Der Wechsel im Rahmen seiner Ausbildung sei für alle im Dorf besonders traurig. Roggenkamp selbst ist ebenfalls überaus zurückhaltend mit einem Kommentar. Auf Nachfrage verweist er auf die offizielle Verlautbarung und seinen Abschlussartikel im Gemeindeblatt. Dieser ist übertitelt mit "Eine lehrreiche Zeit"! Und weiter: "Mit dem Gottesdienst am 9. September endete meine Ausbildungszeit zum Pfarrverwalter in Krankenhagen vorzeitig. Die ursprüngliche Planung im Anschluss an das Ausbildungsjahr als Pastor in Krankenhagen tätig und am 11. November ordiniert zu werden, lässt sich nicht realisieren. Es war eine spannende und lehrreiche Zeit, die mich persönlich weiter gebracht hat. In die Rolle eines Pastors hineinzuwachsen gestaltete sich jedoch schwieriger, als ich gedacht hätte. Wir werden einstweilen in Krankenhagen wohnen bleiben. Ich werde meine Ausbildung in einer Kirchengemeinde fortsetzen (...) und gehe meinen Lebensweg weiter, darauf vertrauend, dass wo immer ich hingehe, Gott mitgeht." Der Artikel endet: "Wo ich Menschen wissentlich oder unwissentlich enttäuscht oder verletzt habe, bitte ich um Vergebung (Tobias Roggenkamp)." Roggenkamp selbst sieht derzeit keinen Weg zurück in die "Erlöserkirche" Krankenhagen. Dabei schreibt das "Meller Kreisblatt" zu seinem Abschied aus der St. Mauritius-Kirche in Dissen: "Du hast dich niemals einschüchtern lassen!" Vielmehr sei Roggenkamp stets bereit gewesen, neue Wege zu gehen, Grenzen auszutesten und manchmal auch zu überschreiten.Foto: ste

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