1. Wenn ein Dorf das in die Hose rutschende Herz auffängt

    Die Rehrener feiern vier Tage lang ihr Erntefest / Trotz Ertragsverlusten dankbar für das sein, was es gibt

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    REHREN A/R (jl). "Wir wünschen allen ein schönes Erntefest" steht auf der liebevoll mit Mais, Äpfeln und Grünzeug dekorierten Begrüßungstafel. Dass sich hier jemand besonders viel Mühe gibt, den traditionellen Ernteumzug gebührend zu empfangen, fällt sofort auf. Bevor dieser unter anderem mit bunt geschmückten Wagen aus Gelldorf, Schöttlingn und Lauenhagen nach einer Ehrenrunde durchs Feld in der schmalen Siedlung Im Ohr eintrifft, beseitigt Peter Sieman noch schnell die Spuren des Regens und erneuert mit Kreide die Schrift auf der Tafel. Er und seine Frau Britta sind das diesjährige Erntebauernpaar. Wie man das wird, das erzählt er später den Festteilnehmern: "Ganz einfach: Man geht zwischen Weihnachten und Neujahr durch den Ort spazieren, trifft auf einen vom Vorstand der Dorfgemeinschaft, wird gefragt und sagt spontan zu." Bereut habe er es nicht, obgleich ihm anfangs das Herz in die Hose gerutscht sei. Das habe die Dorfgemeinschaft mit tatkräftiger Unterstützung aber wieder aufgefangen. Den Zusammenhalt stellt auch Ingrid Möller, Vorsitzende der Dorfgemeinschaft, als triftigen Grund für ein ausgelassenes Erntedankfest heraus - obwohl die Trockenheit Ernteeinbußen zur Folge hat. Schließlich gebe es Länder, in denen die Menschen noch viel weniger hätten und deswegen sogar flüchten müssten. "Schaumburg kann sich noch nicht so beklagen", bestätigt auch Landwirt und Bürgermeister Cord Lattwesen mit Blick auf hiesige Ernteverluste von bislang "nur" 20 bis 25 Prozent. Auf ihre ganz eigene Art und Weise sagen die Sprösslinge der Rehrener Kindertagesstätte Danke - sie tanzen und singen: "Seht die Bauer in Rehren, was wir ohne sie nur wären." Als Erfolg kann die Dorfgemeinschaft auch ihre Fotoaktion unter dem Motto "Bildschön in Rehren" verbuchen. Die Besucher des insgesamt viertägigen Festes waren aufgerufen aus insgesamt 39 heimischen Aufnahmen ihre Lieblinge für einen Kalender zu wählen. Die meisten Stimmen erhielt das Bild von Maurice Bruns, das einen Mann zeigt, der in den Kanal springt. Foto: jl

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