1. Schwimmen lernen nicht einfach

    Aufnahmestopp der DLRG für Kinder zwischen 4 und 12 / Zahlreiche Anfragen / Noch freie Bahnzeiten im Tropicana

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    STADTHAGEN (pp) "Repräsentative forsa-Umfrage zur Schwimmfähigkeit: Fast 60 Prozent der zehnjährigen Kinder sind Nichtschwimmer", "404 Menschen ertrinken 2017 in Deutschland", "20 bis 25 Prozent aller Grundschulen bieten keinen Schwimmunterricht mehr an." Solche und ähnliche Schlagzeilen sind immer wieder zu lesen. Das Schaumburger Wochenblatt ist am Beispiel der Stadthäger DLRG-Ortsgruppe der Frage nachgegangen, wie die Situation des Schwimmunterrichts in der Kreisstadt aussieht - und hat dabei festgestellt, dass es Chancen für Gespräche und eine Verbesserung der Lage gibt. "Wir haben noch immer einen Aufnahmestopp für Kinder im Alter von vier bis zwölf Jahren. Seit in Stadthagen das alte Hallenbad nicht mehr existiert, haben wir im 'Tropicana' montags während unserer Trainingszeiten für Kinder von 17 bis 19 Uhr nur noch drei statt fünf Bahnen und damit geringere Trainingsmöglichkeiten zur Verfügung. Dabei stellen wir fest, dass die beiden Bahnen, die während unseres Kinder- und Jugendtrainings dem normalen Schwimmbetrieb zur Verfügung stehen, kaum genutzt werden. Zuerst haben wir noch eine Warteliste für die Schwimmausbildung geführt, als diese nach wenigen Jahren auf 450 Kinder angewachsen war, haben wir uns entschieden, die Liste zu schließen", beklagt Olaf Böhlke, Vorsitzender der DLRG Ortsgruppe Stadthagen. "Wir würden gerne mehr Kinder unterrichten weil wir der Ansicht sind, dass alle das Recht haben sollten, Schwimmen zu lernen." Das neue Bewegungsbecken sei zwar ein Schritt in die richtige Richtung, erkennt Böhlke an, aber einerseits sei die Nutzung für die DLRG nach jetzigem Stand zu teuer, andererseits würden die dort zur Verfügung stehenden Zeiten, sofern sich die Kosten noch reduzieren ließen, dafür genutzt, die Mutter-Kind-Schwimmgruppen aus der Nordseher Badewonne nach Stadthagen zu holen. "Anfragen nach Schwimmunterricht bekommen wir wöchentlich", verweist Böhlke auf den weiter großen Bedarf. Das Seepferdchen genüge im Übrigen nicht. "Sicher Schwimmen können die Kinder erst ab dem Schwimmabzeichen in Bronze" (ehemals Freischwimmer). Auch Jörg Jennerjahn, Vorsitzender des DLRG-Bezirks Weserbergland, ist besorgt über die Entwicklung der Schwimmausbildung. "Wir wissen, dass die Schwimmfähigkeit der Kinder im Grundschulalter nicht mehr so gut ist wie vor 20 Jahren. Wir könnten Schwimmkurse anbieten wie geschnitten Brot, wir brauchen dafür aber mehr Wasserzeit. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass in Schaumburg noch ein zusätzliches Hallenbad gebaut wird", benennt Jennerjahn das Problem, dass dadurch verschärft wird, dass die Freibadsaison für den Unterricht nur noch von Juni bis Ende August läuft. Eine besonders kritische Situation im Vergleich mit anderen Kommunen sieht Jennerjahn in Stadthagen allerdings nicht, wobei natürlich die Ausbildungssituation in einem Spaßbad nicht so gut sei, wie in einem klassischen Hallenbad mit größerer Tiefe und Sprungturm. Stadthagens Bürgermeister Oliver Theiß, der gleichzeitig auch Aufsichtsratsvorsitzender der das 'Tropicana' betreibenden Wirtschaftsbetriebe ist, erhofft sich eine Entspannung der Lage durch das neue Bewegungsbecken. "Jetzt können wir Kurse von den Schwimmbahnen dorthin verlegen und auf den Bahnen zusätzliche Kapazitäten schaffen." Die Schwimmbahnen während der Trainingszeiten der Vereine komplett für die Öffentlichkeit zu sperren wäre nach Theiß' Einschätzung mit einem großen organisatorischen Aufwand und geringeren Eintrittseinnahmen verbunden. Außerdem hätten auch die normalen Badegäste ein berechtigtes Interesse, schwimmen zu können. "Wir kämpfen um Besucherzahlen, zumal in der Umgebung Konkurrenz durch weitere Spaßbäder besteht", ergänzt Theiß. Tropicana-Geschäftsführer Helmut Kirchhöfer stellte auf telefonische Anfrage hin fest, dass aus seiner Sicht eine komplette Sperrung der Schwimmbahnen während des Trainingsbetriebes die Wirtschaftlichkeit des Tropicana gefährden würde. "Wir können den Vereinen aber durchaus noch Bahnzeiten zur Verfügung stellen", sagt Kirchhöfer zu. Nach einem Blick in seinen Belegungsplan konkretisierte er diese Möglichkeiten wie folgt: "Montags stünde Bahn drei auch von 13.30 bis 17 Uhr zur Verfügung, dienstags haben wir von 18 bis 22 Uhr noch eine Bahn, mittwochs von 16 bis 22 Uhr eine Bahn und zusätzlich von 18.30 bis 22 Uhr weitere zwei Bahnen und am Freitagnachmittag eine Bahn, wobei in den Sommermonaten nach Absprache eine Zweite für Trainingsbetrieb gesperrt werden könnte. Außerdem steht weiterhin unser Angebot, am Samstagvormittag zu trainieren." Es scheint also, dass weitere Gespräche zwischen den beteiligten Parteien zu Lösungen führen können, damit mehr Stadthäger Kinder sichere Schwimmer werden und damit mehr Freiheit genießen können - sowie weniger Gefahren am und im Wasser ausgesetzt sind. Foto: pp

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