1. Eine zweite Haut aus Farbe

    Body-Painter Jörg Düsterwald lässt Körper-Kunst mit dem Palais verschmelzen

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    BÜCKEBURG (jh). Das Model Madeline sitzt auf einem Kissen seitlich des Treppenabsatzes. Die Hälfte ihres Körpers ist bereits mit braunen und schwarzen Schattierungen und Linien bemalt. Der Künstler Jörg Düsterwald hat sie vor einer Wand aus Marmor und dem verschnörkelten schmiedeeisernen Geländer-Fenster der Treppe positioniert. "Nimm deinen linken Fuß ein Stück weiter runter und winkel dein Knie etwas mehr an", dirigiert er die junge Frau. Prüfend geht er in die Hocke und ermittelt den richtigen Blickwinkel. Sie versucht ihre Position wieder so einzunehmen, dass die Bemalung auf ihrer Haut genau zu den Formengebungen des Hintergrundes passt. Sie verschmilzt mit ihm. Seit 25 Jahren ist Jörg Düsterwald freischaffender Künstler und beinahe ebenso lang betreibt er die Kunst des Body Paintings. Im Jahr 2008 ist er Deutscher Meister im Body Painting geworden. Auch internationale Fotowettbewerbe hat er schon gewonnen. In seinem Atelier in Hameln verkauft er abstrakte Kunst und natürlich auch Fotografien seiner Body Painting Motive. Oft wird er für Auftragsarbeiten gebucht. Das Motiv im Palais ist ursprünglich ebenfalls eine Auftragsarbeit gewesen, zu der es dann jedoch nie gekommen ist. Die Idee hat ihn nie los gelassen, sodass er sie unbedingt verwirklichen wollte. "Am PC habe ich vorab einen Entwurf erstellt und mir überlegt, welche Position die günstigste wäre", erklärt der Künstler sein Vorgehen. Die Schwierigkeit lege besonders in der Dreidimensionalität des Körpers. "Gutes räumliches Vorstellungsvermögen ist unbedingt nötig. Ich muss gedanklich um den Körper herum malen", sagt der ehemalige Innenarchitekt und zieht mit einem dicken Pinsel die dunkle Linie des Marmors auf dem Bein des Models nach. Rechts und links von Madeline stehen Heizlüfter. Bereits seit zehn Jahren macht die 29-Jährige immer wieder als Model bei Bodypainting-Aktionen von Jörg Düsterwald mit. "Man kommt sich schon ziemlich nahe bei dieser Arbeit. Ohne Vertrauen geht es nicht. Aber es ist immer ein angenehmer Prozess, bis das Werk dann fertig ist", schildert sie. "Ich fühle mich nie unwohl. Die Bemalung ist dann wie eine zweite Haut, die ich trage." Doch das Kunstwerk ist oft nur von kurzer Dauer. Nach meist fünf Stunden malen und immer wieder neuem Positionieren, wird das Model irgendwann wieder aufstehen, nach Hause fahren und duschen. Das, was bleibt, ist am Ende die Fotografie. "Manchmal finde ich es sehr schade, alles wieder abwaschen zu müssen", sagt Madeline und schlüpft in ihren weißen Bademantel. Foto: Jörg Bredemeier/jh

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