1. Konsumverhalten und Plastikmüll-Wahnsinn

    Umdenken ist erster Schritt zur Besserung / Asiatische Länder konsumieren nach westlichem Vorbild

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    Rund 36 Kilogramm pro Schaumburger im Jahr, so lautet die Angabe der Abfallwirtschaft Schaumburg (aws) dazu. Das macht bei 155.559 Einwohnern im Landkreis Schaumburg rund 5.600.124 Kilogramm Leichtverpackungen insgesamt im Jahr. In den letzten 10 Jahren ist die Menge des Verpackungsmülls um knapp zwei Kilogramm gestiegen. Woran könnte das liegen? "Ein verändertes Konsumverhalten haben in den vergangenen Jahren tatsächlich dazu geführt, dass mehr Material im Umlauf ist", sagt Boris Ziegler, Pressesprecher des Entsorgungsunternehmens Tönsmeier in Porta Westfalica. Am Standort Porta werden jährlich bis zu 100.000 Tonnen Leichtverpackungen sortiert und später als "hochwertige Sekundärstoffe an verschiedene Abnehmer ausgeliefert und beispielsweise (re)granuliert", heißt es seitens des Unternehmens. Diese Verfahren seien aufgrund von weltweiter Ressourcenknappheit "das Gebot der Stunde". Anfang des Jahres erst schockierte China mit seinem Importstopp von unsortiertem Plastikmüll: Europa schafft es in Sachen Recycling gerade mal auf 30 Prozent, der Rest wird verbrannt bzw. wurde eben exportiert. 1991 erfand Deutschland mit dem Grünen Punkt das erste Duale System, das aus gebrauchten Verpackungen neue Rohstoffe gewinnt. "Die getrennte Sammlung in Wertstoffsäcken war bis dahin nicht selbstverständlich", sagt Marlies Wiepking, aws Schaumburg. Sogenannte Fehlwürfe im Wertstoffsack (Tonne) werden genauso zur Statistik gezählt, aber nicht wiederverwertet. Zudem landet in Schaumburg der Plastikmüll im Plastiksack: "Eine Befragung im Landkreis hat ergeben, dass 65 Prozent der Bürger keine Wertstofftonne wegen der teuren Gebühr möchten", begründet Wiepking die Nutzung der Plastiksäcke. Laut dem Deutschen Nachhaltigkeitsrat produziert der Durchschnittsdeutsche 20 Prozent mehr Plastikmüll als der EU-Durchschnitt. Das Plastikmüll verheerende Folgen für unsere Umwelt und Tierwelt hat - vor allem in den Weltmeeren - ist nichts Neues: Kilometerweit sind Sandstrände mit Plastikmüll bedeckt und auch in heimischen Flüssen und anderen Gewässern sind die Folgen des übermäßigen Konsums sichtbar. Eine Studie der sogenannten "Plastikpiraten" (Bundesministerium für Wissenschaft & Forschung) im Jahr 2017 hat ergeben, dass die großen Flusssysteme Rhein und Elbe mit 0,80 Müllteilen pro Quadratmeter über dem bundesweiten Durchschnitt liegen. Tiere fressen versehentlich Plastik und verenden. Sogenanntes Mikroplastik gelangt wiederum in unser Trinkwasser und somit auch in den menschlichen Körper. Plastik ist zu einem globalen Problem geworden. "Wenn wir dem Plastikmüll den Kampf ansagen wollen, muss an allen Schrauben gedreht werden. Bildung, Einstellung, Sammel- und Recycling-Stationen, Gebühren für Plastikflaschen weltweit und eine Belohnung für eingesammelten Plastikmüll. Dazu müssen Politik und Industrie in die Verantwortung genommen werden", sagt beispielsweise der Umweltaktivist und Gründer der Organisation "CareElite.de", Christoph Schulz. Der Blogger organisiert weltweit sogenannte Clean-Ups beispielsweise an asiatischen Stränden - dort ist das Müllproblem am größten. Auf Sri Lanka sind laut dem Umweltschützer Ravinda Kariyawasam bereits einige Menschen durch sogenannte Müll-Lawinen verursacht durch Starkregen gestorben. Asien konsumiert mittlerweile nach westlichem Vorbild, allerdings ohne adäquate Entsorgungssysteme. Müll wird meistens an den Straßen aufgetürmt und verbrannt. Aufklärung scheint der erste Schritt. Schon mit einfachen Mitteln kann jeder Bürger in Deutschland seinen Plastikkonsum von jetzt auf gleich vermindern: Auf Wochenmärkten beispielsweise werden die Produkte direkt in mitgebrachte, wiederverwendbare Beutel gepackt. Käse, Wurst und andere Frischprodukte können in selbst mitgebrachten Dosen gelegt werden - vorausgesetzt sie landen laut Hygieneverordnung ausschließlich auf der Theke des Verkaufsstandes. Für den berühmten Coffee to go gibt es wiederverwendbare Thermobecher. Im Supermarkt wird es schon schwieriger: Wer möglichst viele frische, unverarbeitete Lebensmittel isst, tut aber nicht nur seinem Körper etwas Gutes, sondern spart auch Verpackungsmüll. In vielen Großstädten gibt es bereits die "Original unverpackt"-Einzelhändler, die normalerweise mehrfach verpackte Lebensmittel (Nudeln, Getreide, Süßigkeiten, Waschmittel usw.) in loser Form verkaufen. Im Bereich Drogerie ist der Verzicht auf Shampoos und Duschgels die einfachste Variante - Seifenstücke bieten den idealen, fast unverpackten Ersatz. In der sogenannten Zero Waste (Null Müll)-Bewegung wird darauf Wert gelegt, möglichst viele normale Haushaltswaren selbst herzustellen und somit wiederum Plastikmüll zu reduzieren. Die Reduzierung des Plastikmülls beginnt im Kopf - ein Umdenken im täglichen Konsumverhalten ist der erste Schritt um den Lebensraum zu schützen. Foto:wa

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